: Euthanasie-betr.: "Erklärung der Berliner PhilosophInnen", taz vom 14.12.89
betr.: „Erklärung Berliner PhilosophInnen“, taz vom 14.12.90,
Zuerst frag ich mich, warum druckt die taz sowas? Und auch noch im Kasten? Aber es folgte eine Liste von Personen, die nebst Singer der Euthanasie bedürfen. Im Gegensatz zu den AutorInnen will man „nicht die Diskussion durch Gewalt (sprich Euthanasie) verhindern“. Man will halt nicht reden, sondern die Gewalt verhindern. Oh, ihr PhilosophInnen.
Jan HÜbner, Köln
Nicht nur, daß rechtsradikale Parteien wieder Zulauf haben, sondern schlimmer noch: auch die entsprechenden Menschen und Weltanschauungen sind wieder hoffähig. Und sogar an deutschen Universitäten!
Oder wie sollte man sonst die „Erklärung Berliner PhilosphInnen“ verstehen, deren UnterzeichnerInnen es nicht für nötig hielten, sich von der eindeutig faschistischen Anschauung Peter Singers klipp und klar zu distanzieren, wo er die Aufstellung eines „Katalogs“ von Eigenschaften empfiehlt, an denen abgelesen werden könne, ob ein Mensch ein Mensch ist (oder nicht).
„Das Buch Praktische Ethik von Peter Singer ist so abgefaßt, daß auch IdealistInnen, HumanistInnen, Friedensbewegte damit leben können, denn es wird der Eindruck erweckt, als handle es sich lediglich um die nüchterne, praktisch-moralischen Schlußfolgerungen aus der menschlichen Tugend der Barmherzigkeit.
Der Ungeist unserer Zeit, Repräsentant der Methode des eisigen Zuendedenkens aller Gedanken bis zur logischen Konsequenz der Vernichtung, bemächtigt sich hochbegabter Menschengehirne, um gerade solche Ideen, die ihm am meisten im Wege stehen, zu seinen schärfsten Waffen zu schmieden. Der Antichrist spricht als Vollstrecker christlicher Werte. Er nennt den Krieg Frieden und das kaltblütige Beiseiteschaffen von Menschen nennt er Mitleid.
Die Menschen, die wie Peter Singer, diesem Geist zum Opfer fallen, verdienen unser echtes Mitleid; die Gedanken aber, die da niedergeschrieben werden, verdienen nur unsere Verachtung und konsequente Verweigung.“ (Henning Köhler, Info 3, November 1989).
Schöne neue Welt?
Hans-Martin Buder, Berlin
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