BASF staucht Stoltenberg

Militärflüge über BASF, Ludwigshafen und Mannheim / „Verantwortungslos“, schrieb der Vorstand / „Unerfreulicher“ Briefwechsel / Wimmer „wirklichkeitsfremd“  ■  Aus Mainz Joachim Weidemann

Die BASF rüffelt das Bonner Verteidigungministerium: In einem vertraulichen Schreiben an Verteidigungsminister Stoltenberg, das der taz vorliegt, beschwert sich BASF -Vorstandsmitglied Dibbern über „die unverantwortliche, aber vermeidbare Gefährdung“ durch „Tiefflüge über dem Ballungszentrum Ludwigshafen/Mannheim und über der BASF“ sowie „Luftkampfübungen in der Umgebung“. Die BASF bestätigte der taz ihr Schreiben, hat aber noch keine Antwort darauf.

Das BASF-Schreiben vom 23.Dezember hat drastische Gründe: Am 18.Dezember waren zwei US-Kampfflugzeuge über dem pfälzischen Maxdorf abgestürzt - nur zehn Kilometer entfernt vom fast 20 Quadratkilometer großen BASF-Gelände bei Ludwigshafen. Die Pfalz entging nur knapp einem Fiasko. Der Absturz wurde im BASF-Vorstand „sehr intensiv“ diskutiert, und löste, so Dibbern, „in der Bevölkerung und bei unseren Mitarbeitern mit Recht erhebliche Unruhe“ aus.

Die BASF will einen Stopp von Tiefflügen und sämtlichen Luftmanövern in ihrer Umgebung. Doch statt darauf einzugehen, empfiehlt Stoltenbergs Staatssekretär Wimmer laut BASF-Brief „eine Härtung bestimmter Objekte gegen Flugzeugabstürze jeglicher Art“. Dibbern nun an Stoltenberg: „Ich habe selten eine so wirklichkeitfremde Aussage gelesen.“ Dibbern enttäuscht Wimmers Inkompetenz, besonders deshalb, „weil ich unserem Schreiben sogar noch eine Luftaufnahme der BASF beigelegt hatte, welche die Größe und Koplexität unseres Werks deutlich erkennen läßt“. Dibbern drängt Stoltenberg zur „Besserung des bisherigen Zustands“. Denn beim Maxdorfer Unglück „haben wir schlicht und einfach riesiges Glück gehabt“.

Stoltenbergs Sprecher Vredemann sagte der taz auf Anfrage, ein totales Überflugverbot könne es keinesfalls geben: „Gerade der Fall Maxdorf, wo es sich nicht um Tiefflug handelte, hat doch gezeigt, daß wir mit dem Risiko leben müssen. Um absoluten Schutz zu gewähren, müßten wir ja auch den zivilen Flugverkehr einstellen.“ Siehe Seite 4