Arbeitgeber-Logik

Hilfsargumente gegen Arbeitszeitverkürzung  ■ Mit der TARIFRUNDE auf du und du

Berlin (taz) - In Sindelfingen hat gestern die Tarifrunde für die 700.000 Beschäftigten in der Metallindustrie in Nordwürttemberg-Nordbaden begonnen. Ziel der IG Metall ist es, die 35-Stunden-Woche, 8,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 200 Mark, sowie die Sicherung des freien Wochenendes durchzusetzen. Ein anspruchsvolles Vorhaben, das bereits im Vorfeld auf harsche Kritik der Metallarbeitgeber gestoßen ist.

Die politisch-ökonomischen Veränderungen in der DDR und der für 1993 geplante Europäische Binnenmarkt liefern ihnen die Munition. So heißt es beispielsweise in einer einem Hamburger Nachrichtenmagazin beigefügten Hochglanzbroschüre:„Wenn wir der DDR helfen wollen, geht das am besten mit moderner Produktionstechnik. Zeit zu verschenken haben wir nichts“.

Angesichts der im weltwirtschaftlichen Vergleich unterdurchschnittlichen tariflichen Arbeitszeiten in der Bundesrepublik - über die dank hoher Überstunden faktische Arbeitszeit schweigen sich die Arbeitgeber selbstredend aus

-werden für den Fall weiterer Arbeitszeitverkürzungen düstere Perspektiven für den Industriestandort BRD gemalt.

Unverhohlen wird darauf hingewiesen, daß moderne Technologien nicht nur in Dortmund oder Braunschweig, sondern auch in Athen und Barcelona installiert werden können und ausschlaggebend für eine Investitionsentscheidung das Kriterium sei, wie lange die Maschinen letztlich laufen.

Im Abwehrkampf gegen die 35-Stunden-Woche scheuen sich die Arbeitgeber nicht, auf traditionelle gewerkschaftliche Begründungen für höhere Löhne zurückzugreifen: Höhere Löhne, so heißt es in bester keynesianischer Manier, steigern die Nachfrage und damit die Beschäftigung. Die Verhinderung der Arbeitszeitverkürzung wollen sie sich etwas kosten lassen. Die Tarifrunde dürfte noch spannend werden.

Zausel