: Wenn Schweine in den Büchern quieken
■ Akzent-Handelsgesellschaft macht in Schwein / Vogeler-Buchhandlung will neuen Start versuchen
Buch und Schwein haben gemeinhin nichts miteinander zu tun. Auch Gen-Versuche haben bisher keine lesenden Sschweine hervorbringen können. Bücher zur Schweinezucht gibt es einige, aber diese waren nicht gerade die Renner in der Filiale der DKP-na
hestehenden Buchladenkette „Akzent-Handelsgesellschaft mbH & Co KG“ mit Sitz in Düsseldorf. Die Heinrich Vogeler -Buchhandlung hatte sich eher einen Namen gemacht mit einem ausgesuchten Sortiment, guter Schaufenstergestaltung und der Organisation von Lesungen. Nun ist die Vogeler-Buchhandlung aber in den Sog der sich auflösenden DKP geraten. Zwar betont der Bremer Buchhändler Manfred Keiper die Unabhängigkeit der Vogeler-Buchhandlung vom DKP-Einfluß. Der Vergleichsantrag allerdings, den die Düsseldorfer Zentrale der Akzent-Buchhandlungen für ihre 27 Filialen am 11.1. beantragte, betrifft auch den Bremer Laden. Bundesweit sind 70 Mitarbeiter von der Kündigung betroffen (vgl. taz 11.1.).
Schon 1989 hatte die Akzent-Handelsgesellschaft sich durch Schließung von Buchladen-Filialen gesundschrumpfen wollen. Klaus Hagedorn, Angestellter der
Geschäftsführung der Akzent-Handelsgesellschaft, für den Bereich Buchhandel: „Wir haben dann den Versuch unternommen, die Gesellschaft mit der Schließung von sechs Filialen zu sanieren.“ Inzwischen ist Hagedorn selbst gekündigt.
Die Firma, das berichtet jetzt das Börsenblatt des Deutschen Buchhandels, hatte gleichzeitig auf Schwein statt auf Buch gesetzt und mit dem sowjetischen agrarindustriellen Komplex Molodedschno (Gebiet Minsk) ein Joint-Venture -Projekt angefangen. „Da quieken 24.000 Schweine und 200 Zuchtrinder aus dem Oldenburger Land muhen“, schrieb die DKP -Zeitung UZ am 11.9.1989. Akzent hatte sich mit 49% an einer Fleischfabrik handelt beteiligt. Außerdem verkaufte die Akzent diverse Rohstoffe aus der UdSSSR in der Bundesrepublik. Mit den Erlösen wurden Zuchttiere, Landmaschinen und moderne Technologie für
die Fleisch- und Wurstwaren Produktion gekauft.
Der Beschluß, die Buchhandel ganz abzustoßen, ist bei den Beriebsräten auf Protest gestoßen - drei der 27 Buchhandlungen (Darmstadt, Nürnberg, Köln) sind allerdings bereits an die entsprechenden Angestellten verkauft, mit 5 Interessenten befindet sich der Düsseldorfer Akzent -Geschäftsführer in Verhandlungen.
Ob die Vogeler-Buchhandlung weiter Schwein haben wird, das hängt u.a. auch davon ab, ob sie sich neu gründen und ihre Existenz fortsetzen kann. „Auf Anordnung des Vergleichsrichters vorerst kein Verkauf gestattet“ - steht auf einem - handschriftlichen - Plakat an der Eingangstür der Heinrich-Vogeler Buchhandlung im Fedelhören.
Michael Rittendorf/taz
Der Bremer Buchhändler will seinen Laden weiterführen und lädt am 25.1., 20 Uhr in die Villa Ichon zum „Freundeskreis“.
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