: Das Meer ist blau
■ S T A N D B I L D
(Hotel Paradies, Di., 16.1., 20.15 Uhr, ZDF) Wir dürfen eine neue Serie begrüßen, die uns über das schmerzliche Ende der Schwarzwaldklinik hinwegtrösten soll. Das bunte Treiben unter Mallorcas Sonne und die Schicksale, die im Hotel Paradies zusammenlaufen, werden die Thematik der neuen Arbeit sein, die Produzent Rademann und Autor Lichtenberg der Öffentlichkeit vorlegen. Der Pilotfilm setzte überraschende Akzente. Nicht die Wolkenkratzer von El Arenal, der „Teutonengrill“ und die deutschen Urlauberfettbäuche stehen im Blickpunkt, sondern die sorgfältige Einrichtung des Berlin-Tempelhofer Studios und ein hergerichtetes Strandstück. Auch die Charaktere sind ungewöhnlich fein gezeichnet. Im Hintergrund agieren deutsch radebrechende spanische Diener, denen man gern die Schultern tätschelt und Befehle erteilt - „Manuel, lauf schnell zum Hafen!“. Und schon rennen sie los, diese Spanier. Die spanischen Frauen sind schön, scheu und heimlich verliebt in deutsche Männer. Opa Lindemann, etwas debil, harkt meist die Gartenwege. Sein Sohn führt das Hotel, ist graumeliert, trägt Karo-Jacketts und liebt seine Frau, die ihn auch liebt und zum weißen Blazer eine entzückende rosa Hose gewählt hat. Für fünf Minuten ist sie eifersüchtig auf eine Frau mit schwarzem Zopf, aber das war ein Mißverständnis. „Ich liebe dich“, sagt er mit feuchtem Hundeblick. „Ich liebe dich auch, Max“, sagt sie. Ferner ist da ein anderer deutscher Hotelbesitzer, der ist böse, und ein Rollstuhlfahrer, zu dem alle ganz freundlich sind. Und dann all die Gäste mit ihren Problemen, Sorgen und Nöten. Einiges konnte nur aufgeworfen und angerissen werden, aber Daniels Problem wurde gelöst. Seit Mami einen neuen Freund hat, leidet er sehr, eine Art Ödipuskomplex, er schließt sich deshalb in einer Grotte ein („Hilfääh, Hilfääähh!“) und wird gerettet, und alles ist gut. Ein Yachtbesitzer findet beim Tauchen eine Leiche und verliebt sich in eine Frau mit grünem Badeanzug, die jedoch von einem Detektiv verfolgt wird, weil ihr Freund, der nach einer Gesichtsoperation nun als Autohändler auf Mallorca tätig ist, früher Geld unterschlagen hat. Das muß aber noch näher entwickelt werden.
Zunächst einmal verzeichneten wir dankbar drei anregende Szenen, in denen liebende Lippen sich trafen, und minutenlange Einstellungen vom blauen Meer und blauen Himmel, originellen Fischen und dümpelnden Tretbooten. Die Dialoge sind meist jeglichen störenden Beiwerks entkleidet, und auch die Handlung kann von einem normalbegabten Dreijährigen ohne Probleme verstanden werden. An die Schauspieler wird man sich im Laufe der nächsten Jahre noch gewöhnen. Insgesamt jedoch eine wohlgelungene Mischung aus zwischenmenschlicher Dramatik (Liebe, Haß) und landschaftlicher Schönheit, die uns das ZDF zweimal wöchentlich im Vorabendprogramm anbietet.
Olga O'Groschen
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen