: Die LDPD: Opposition in die Regierung
■ Der Vorstand der Liberaldemokraten fordert Regierungsumbildung / Bei CDU-Austritt Ministerposten an Opposition / Die LDPD will „gleichzeitig Oppositions- und Regierungspartei“ sein
Ost-Berlin (dpa) - Die Liberal-Demokratische Partei (LDPD) in der DDR hat sich für eine Regierungsumbildung unter Beteiligung der Opposition ausgesprochen. Gleichzeitig will sich die Partei weiterhin an der Koalitionsregierung beteiligen. Das beschloß der LDPD-Zentralvorstand am Freitag mit großer Mehrheit in Ost-Berlin. Die LDPD wolle Regierungs - und gleichzeitig Oppositionspartei sein, indem sie in der Koalition ihre Forderung stelle und als Korrektiv arbeite, sagte der Parteivorsitzende Manfred Gerlach.
Der stellvertretende LDPD-Vorsitzende Hans-Dieter Raspe sagte, der LDPD gehe es um ein „seriöses Angebot an die neuen Parteien und Bürgerbewegungen, kompetente Vertreter mit Regierungsverantwortung zu betrauen“. Die SED-PDS „sollte durch den Verzicht auf ihre Übermacht in der Regierung eine breite Plattform für den Demokratisierungsprozeß ermöglichen. Die SED ist im Verlaufe unserer Revolution entmachtet worden. Das muß in der Regierung seine Entsprechung finden“.
Die SED sei als Partei für den gegenwärtigen Zustand der DDR verantwortlich, sagte Parteichef Gerlach. Deshalb sei es erforderlich, daß die SED-PDS nach den Volkskammerwahlen am 6.Mai in die Opposition gehe. Durch einen möglichen Auszug der CDU freiwerdende Ministerposten sollten der Opposition angeboten werden.
Jetzt offiziell:
Schorlemmer geht zur SPD
Berlin (ap) - Die Wittenberger Mitglieder der DDR -Oppositionspartei Demokratischer Aufbruch in Wittenberg um den Pfarrer Friedrich Schorlemmer treten zur SPD über. Schorlemmer begründete diesen Schritt am Freitag mit den unterschiedlichen politischen Strömungen innerhalb des Demokratischen Aufbruchs. Es sei nicht gelungen, liberale, konservative, sozialdemokratische oder grün-alternative Kräfte zu vereinen.
SED-PDS-Vorstand berät
über Selbstauflösungt
Berlin (ap) - Der gegenwärtige Parteivorstand der SED-PDS hat in einer Erklärung mitgeteilt, erst aus der Presse von der Forderung nach Selbstauflösung der Partei - die ein Reihe von Reformgruppen in der SED-PDS gestellt hatten (siehe Bericht auf Seite 7) erfahren zu haben. Er habe sie daher zunächst lediglich zur Kenntnis genommen und werde heute darüber beraten. Die Ostberliner Kreisvorsitzenden sprachen sich dem Bericht zufolge in einer gemeinsamen Erklärung gegen eine Auflösung der SED-PDS aus. Eine Entscheidung über die Auflösung könne jedoch nur die Basis der Partei in einer Urabstimmung treffen.
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