piwik no script img

UNO-Truppe im Kaschmir-Gefecht

■ Beobachtergruppe feuert in Menge - sechs Tote / Indien macht Pakistan für die jüngsten moslemischen Aufstände verantwortlich, beide Länder wollen jedoch einen Konflikt vermeiden

Neu-Delhi (dpa) - Italienische UNO-Soldaten haben bei einer Patrouillenfahrt durchs Kaschmir-Tal das Feuer auf eine aufgebrachte Menschenmenge zur Selbstverteidigung eröffnet und dabei sechs Personen getötet. Das meldete die indische Nachrichtenagentur 'uni‘ am Dienstag. Aus der Menge sei ein Brandsatz gegen ihren Wagen geschleudert, den die Blauhelme fälschlicherweise für eine Bombe gehalten hätten. Seit der von Pakistan angefochtenen Angliederung von Jammu und Kaschmir an Indien im Jahre 1947 kontrollieren UNO-Truppen die Trennlinien zwischen den verfeindeten Parteien. Ihr Hauptquartier liegt in der pakistanischen Stadt Rawalpindi.

Unterdessen gingen die Ausschreitungen radikaler Moslems in ihrem Kampf für einen unabhängigen Staat weiter. 'uni‘ berichtete, daß in der Stadt Kusgam ein Regierungsgebäude in Flammen aufgegangen sei. In anderen Gegenden sei eine regierungseigene Bank verwüstet und eine Brücke niedergebrannt worden. Der indische Premierminister Vischvanat Pratap Singh hat dem pakistanischen Außenminister Jakub Khan bei dessen Besuch zum Wochenbeginn klargemacht, daß Jammu und Kaschmir „um jeden Preis ein Teil Indiens bleiben“ würden. Jede Einmischung in die inneren Angelegenheiten seines Landes sei „unakzeptabel“. Indien vermutet Pakistan als Drahtzieher hinter den Unruhen. Khan wies die Vorwürfe zurück und wiederholte den Standpunkt seiner Regierung, daß die Aufstände regional beschränkt und gegen die Verweigerung des Selbstbestimmungsrechts gerichtet seien. Am Dienstag einigte man sich jedoch, einen erneuten bewaffneten Konflikt in Kaschmir zu vermeiden. Islamabad hat die Angliederung an Indien niemals anerkannt und mit Blick auf die moslemische Bevölkerungsmehrheit immer auf die Abhaltung eines Referendums über die völkerrechtliche Zugehörigkeit von Jammu und Kaschmir bestanden. Obwohl sich Indien im Prinzip mit diesem Vorschlag einverstanden erklärt hat, hat es ihn niemals in die Tat umgesetzt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen