Sünden aus Jahrzehnten

■ Der gemeinsame Ost- und Westberliner Regionalausschuß tagte gestern in Frankfurt/O / Der Westberliner Müll war auch dort eines der Hauptprobleme

„Das wird allen Beteiligten die Tränen in die Augen treiben, denn das wird ungeheuer teuer.“ Mit diesen Worten charakterisierte der Chef der Senatskanzlei, Dieter Schröder, gestern bei der dritten Sitzung des gemeinsamen Regionalausschusses die Aufgaben, die im Problemfeld Abfallbeseitigung auf den Großraum Berlin zukommen. Der Regionalausschuß tagte gestern nachmittag in Frankfurt an der Oder und gab im Anschluß an seine Beratungen zwei Beschlüsse bekannt.

Da sich der Regionalausschuß zum Ziel gesetzt hat, auch die Interessen der Bewohner zu berücksichtigen, soll er in Zukunft einen Beirat erhalten, in dem so ähnlich wie im Rundfunkrat gesellschaftlich relevante Gruppen vertreten sein sollten. Konkret soll er aus zwei Delegationen mit je zwanzig Mitgliedern bestehen. Die eine Hälfte der jeweiligen Delegation wird mit Vertretern von bereits bestehenden Organisationen bestückt, die andere Hälfte mit Vertretern der Kirchen, Gewerkschaften, Bürgerinitiativen etc. Der Regionalausschuß beschloß, bis Ende Februar zumindest einen provisorischen Beirat zu konstituieren. Wie der stellvertretende Bürgermeister von Ost-Berlin, Schmal, darlegte, habe es um das Problem der Abfallbeseitigung kontroverse Diskussionen im Ausschuß gegeben. Langfristig soll ein umfassendes Sanierungskonzept für den Großraum Berlin erstellt werden, insbesondere für die Problemdeponien Schöneiche und Vorketzin. Eine Kündigung der bestehenden Verträge stehe nicht zur Disposition, betonte Schröder, denn es sei Konsens, daß eine Großstadt wie West-Berlin ihren Müll nicht ohne die Hilfe des Umlandes bewältigen könne. Für Vorketzin und Schöneiche soll eine Untersuchung bei externen Gutachtern in Auftrag gegeben werden, die noch vor der Sommerpause fertig sein soll. Man habe es hier, so Schröder, mit Sünden aus Jahrzehnten zu tun, deren Folgen nur gemeinsam gelöst werden könnten. Den finanziellen Rahmen schätzte Schröder auf mindestens ebenso hoch wie die Asbestsanierung in West-Berlin - und die hat mittlerweile bereits die Zwei-Milliarden-Mark-Grenze überschritten.

kd