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Gemeinsame „Rückkehr nach Europa“

■ Havel zu Antrittsbesuchen in Warschau und Prag

Budapest/Warschau (ap) - Bei seinen Antrittsbesuchen in Ungarn und Polen warb der neue Staatspräsident der Tschechoslowakei Vaclav Havel für ein gemeinsames Vorgehen der osteuropäischen Reformländer bei ihrer „Rückkehr nach Europa“.

Er rief die Länder auf, bei dem angestrebten Zusammenschluß mit den im Westen Europas bestehenden Institutionen sich nicht in einen gegenseitigen Konkurrenzkampf zu verstricken. Bei seiner Ankunft in Budapest gestern war Havel ein festlicher Empfang vor dem Parlamentsgebäude bereitet worden. Zuvor hatte Havel mit Vertretern des Bundes der Slowaken, einer Minderheit in Ungarn, gesprochen.

Schon in Warschau hatte Havel den Abgeordneten des Parlaments zugerufen: „Wir sollten einander im Geist der gleichen Solidarität helfen, der euch in schlechteren Zeiten gegen eure Unterdrückung und die unsere protestieren ließ.“ Die drei Länder sollten sich zu einer neuen Formation zusammenschließen, deren Vertreter sich dazu in Bratislava treffen könnten.

Havel sprach sich auch für die Einberufung einer Friedenskonferenz aus, die von der Helsinki-Konferenz und bei den Abrüstungsgesprächen vorbereitet werden könnte. Ziel müßte die Auflösung der Blöcke sein. Europa bedürfe nicht mehr des Schutzes der Supermächte und dürfe auch nicht durch politische und militärische Bündnisse getrennt sein.

Zur deutschen Frage sagte der Präsident, ein geeintes Europa mit einem geteilten Deutschland sei gleichermaßen unvorstellbar wie ein vereinigtes Deutschland in einem geteilten Europa. Beide Prozesse müßten parallel zu einander und möglichst zügig verlaufen.

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