: DDR-Gründungsfieber
■ Die Deutsche Forumspartei (DFP) konstituierte sich / Liberale wollen FDP gründen / DSU mit Landesverband Brandenburg
Berlin (afp/dpa) - In Karl-Marx-Stadt gründete sich am Wochenende die „Deutsche Forumspartei“ (DFP). An dem Parteitag nahmen auch Vertreter der SPD, CDU, FDP und des Deutschen Gewerkschaftsbundes teil. In ihrem Programm bezeichnet sich die Partei als Volkspartei der politischen Mitte und spricht sich für eine „ökologisch verträgliche Marktwirtschaft“, die staatliche Einheit der Deutschen und gegen alle weiteren Sozialismus-Experimente aus. Nach Angaben des Tagungspräsidenten Kaufmann hat die DFP ihre Wurzeln im „Neuen Forum“, sei jedoch keine Parteifraktion der Bürgerbewegung.
Die Freie Demokratische Partei (FDP) in der DDR hat sich auf ihrer ersten landesweiten Delegiertenkonferenz in Ost -Berlin mehrheitlich für die deutsche Einheit ausgesprochen, wobei das Tempo hin zu einem deutschen Staat gemäßigt sein soll. Sprecher Bruno Menzel sagte, die FDP strebe den Zusammenschluß beider deutscher Staaten „so schnell wie möglich“ an. Ziel der FDP sei eine deutsch-deutsche Wirtschafts- und Währungsunion bis Ende 1990 sowie die Wiedervereinigung bis spätestens 1992. Über ihr Programm wollen die Liberalen in der DDR auf einem Gründungsparteitag Ende Februar entscheiden. In einem Entwurf bekennt sich die Partei unter anderem zur territorialen Unverletzlichkeit von Polen in seinen heutigen Grenzen. Die FDP, derzeit mit rund 2.000 Mitgliedern, sieht sich als „Partei der Mitte“ und rechnet mit 20 bis 25 Prozent der Stimmen bei den Wahlen. Kontakte zwischen den Landesverbänden in beiden deutschen Staaten sind bereits geknüpft. Heute wird die DDR-FDP Vertreter zum runden Tisch entsenden.
Die vor einer Woche gegründete konservative „Deutsche Soziale Union“ (DSU) hat nun einen Verband im „zukünftigen Land Brandenburg“. Auf der Gründungskonferenz in Potsdam waren die Christlich-Soziale Partei Deutschlands, die Bürgerlich-Soziale Union und die Fortschrittliche Volkspartei mit rund 150 Teilnehmern vertreten. Vorstandsmitglied Bernhard Becker sagte, es solle das „Modell Bundesrepublik“ übernommen werden.
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