piwik no script img

Schleim aus dem All

■ Generationskonflikt im Spiegel der Gallertmasse „Blob“

Natürlich hat der Schrecken einen Namen, und der lautet „Blob“. Dies ist der echte „Blob“, kein effektüberladenes, humorloses Remake! In den röhrenden Fifties begab sich ja allerhand Ungewöhnliches auf den Leinwänden dieser Erde. Strahlenverseuchte Mutanten tummelten sich in den Wüsteneien, monströse Außerirdische taten das Ihrige, vornehmlich die US-amerikanische Bevölkerung zu dezimieren.

Die utopischen Gruselschocker aus den B-Filmlabors machten Kasse; ebenso die Teenagerfilme um Strandparties und das Frisieren alter Autos. Warum also nicht, so dachten clevere Produzenten, die beiden Genres miteinander verknüpfen? Das Ergebnis waren Filme wie Teenagers From Outer Space, Horror Of Party Beach oder eben The Blob. Für spärliche 3.000 Dollar spielte hier der jugendliche, noch gänzlich unbekannte Steve McQueen den Teenager Steve, der eine geheimnisvolle amöbenartige Masse entdeckt, einen menschenvertilgenden Schmodder von fremden Sternen.

Kritisch beleuchtet der Film den Konflikt der Generationen, denn weder dem guten Steve noch seiner Freundin Judy wird von den verständnislosen Erwachsenen auch nur ein Wort geglaubt, weshalb erst einige weggeschleimt werden müssen, ehe die Hatz auf den Blob beginnt... Ausgerechnet im örtlichen Kino lümmelt das hinterhältige wabernde Protoplasma herum und wartet auf neue Opfer. Keine irdische Waffe scheint es aufhalten zu können, doch erneut sind es die beiden jungen Leute, die Hilfe bringen...

Der Blob faszinierte durch seine krude Genremischung, das einfach, aber sehr wirkungsvoll agierende Monster sowie augenzwinkernd ironische Anspielungen (der Blob geht ins Kino!) und wurde so zu einem Kultfilm, dessen guten Ruf sich noch Jahre später einige Epigonen zunutze machen wollten, darunter Larry Hagman, der 1972 den schleimigen Blob durch die Gegend hetzte und zur Strafe dafür Serienfiesling in Dallas werden mußte.

1988 versuchte sich Chuck Russell an einem Remake des Fifties-Klassikers; er konnte dem Thema zwar den Großeinsatz aktueller Special-Effects-Technik, aber keine neuen Aspekte abgewinnen, und blieb so weit hinter dem Charme des Originals zurück.

Harald Keller

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen