: Extreme Ergebnisse an der Saar
■ SPD gewinnt mit drei Ausnahmen alle Wahlkreise / Wahlforscher wissen zwar wie, aber nicht warum ein solches Ergebnis zustande kam / Mißerfolg der REPs gilt als Verdienst der SPD
Berlin (dpa/taz) - Die Beschreibung des Wahlergebnisses im Saarland kommt nicht ohne Superlative aus: das schlechteste Ergebnis der CDU in den letzten 35 Jahren, das beste Ergebnis für die SPD, abgesehen von der Barschel-Wahl in Schleswig-Holstein. Auf der politischen Landkarte gibt es im Saarland nur noch drei blaue Flecken für die CDU, alle anderen Wahlkreise gingen an die SPD. Verantwortlich dafür sind die Einbrüche der CDU in ihren bisherigen Hochburgen. Die Fernsehgraphik über die Wählerströme zeigte jeweils eine erhebliche Abwanderung bisheriger CDU- und FDP-Wähler (rund 14.000 ehemalige CDU- und 12.000 ehemalige FDP-Stimmen) in Richtung SPD plus rund 7.000 stimmen, die die SPD für sich mobilisieren konnte.
Dabei gehen die Erfolge der SPD quer durch alle Schichten. In dem überwiegend katholischen Saarland wählten über 50 Prozent der eigentlich auf die CDU abonnierten Katholiken Lafontaine, die wenigen Protestanten des Saarlandes sowieso. Dabei hat der Ministerpräsident des kleinsten Flächenstaates es geschafft, die Stimmen des sozialen Mittelstandes zu bekommen, ohne die Arbeiter von dem Kreuzchen für seine Partei abzuhalten.
Entscheidend für Lafontaine war aber auch, daß es weder den Grünen noch den Republikanern gelang, in den Landtag zu kommen. Die Grünen haben zwar keine Stimmen an die SPD abgegeben, konnten aber auch keine nennenswerten Gewinne erzielen. Obwohl sie im Gegensatz zu 1985 diesmal mit einer Koalitionsaussage für Lafontaine angetreten waren, konnten sie kaum jemanden davon überzeugen, daß eine grüne Regierungsbeteiligung an der Saar wichtig wäre. Wenig aussagekräftig sind die bisherigen Wahlanalysen über die Gewinne bzw. potentiellen Verluste der REPs. Angesichts der prognostizierten 5 Prozent im Vorfeld wird noch darüber spekuliert, ob die erzielten 3,3 einen allgemeinen Abwärtstrend signalisieren oder allein dem Wahlkampf Lafontains geschuldet sind.
Am schwersten tut sich die CDU mit einer Erklärung für den vernichtenden Einbruch. Während sie einerseits behauptet, Lafontaine habe gewonnen, weil die Wähler damit die Frage der SPD-Kanzlerkandidatur beantworten wollten, versucht sie andererseits die herbe Niederlage als lokalen Ausrutscher darzustellen. Immerhin die neunte Niederlage in Serie.
JG
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