"Weil Automatenessen doof ist"

■ Mütter-Initiative: Leckergesundes jeden Schulvormittag

„Weil Automatenessen doof ist“

Mütter-Initiative: Leckergesundes jeden Schulvormittag

„Wie teuer ist denn die rote Paprika?“ fragt fachmännisch, einige Münzen fest in der Faust, der blondgelockte Fünftklässler, legt dann die verlangten 30 Pfennig hin und beißt herzhaft zu. Es geht hoch her: erste große Pause in der Julius-Brecht-Schule. Da sind seit Oktober die Automaten mit Schleckerriegeln und Limobechern fast vergessen. 48 Mütter und zwei Väter haben sich zusammengetan und so engagiert wie unbezahlt und hochmotiviert die tägliche Versorgung ihrer Schulkinder mit Leckerem und Gesundem in die Hände genommen. Im Februar wird sogar ein richtiger Kiosk fertig sein. Der wird gerade noch von eigens freigestellten SchülerInnen mit einer netten Kuh, prallen Pflaumen, knackigem Obst bemalt - einige MalerInnen kamen sogar am Samstag nachmittag! „Das geht so: Die Mütter kaufen also meinetwegen die Möhren, und nachher nehmen sie sich das Geld aus der Kasse“, erklärt Lisa aus der 5c die Idee, „meine Mutter auch, weil sie die Automaten doof findet.“ Rund 150 belegte Brötchen zum Selbstkostenpreis wandern täglich in die Kindermünder. Täglich kommen frühmorgens zwei der 50 Mütter (und 2 Väter), belegen Brötchen, waschen Gemüse, richten alles appetitlich an und stehen dann hinter dem Tresen. Wenn der Andrang groß ist, springen Mädchen und Jungs ein beim Getränkeeingießen: Säfte, Milch, Wasser. In Gläsern, also ohne Pappmüll und dank der 50 Pfennig Pfand fast ohne Bruch. Seit April hat sich die Müttergruppe wöchentlich getroffen, organisiert, Geld für Kiosk und Einrichtung zusammengebracht, Behörde und Gesundheitsamt berücksichtigt. Melanie aus der 7b will heute kein Brötchen, „weil man nur dick wird, wenn man zuviel ißt“, aber einen Apfelsaft, „der ist nicht schlecht für die Zähne und löscht den Durst.“ Sagt sie tatsächlich. Ein Junge findet es doof, daß die Mandarinen mal 20, mal 30 Pfennig kosten. Aber „kuck mal, die verdienen ja nichts, das ist an dem Tag im Geschäft so teuer“, kriegt er gleich ernsthaft erklärt. S.P