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Berufsschule: Zum Durchfallen

■ JugendvertreterInnen wollen ausreichenden und qualifizierten Unterricht

„Schluß mit dem ständigen Unterrichtsausfall an Berufsschulen“ - das ist die Forderung der Azubis an sieben Bremer Großbetrieben. Jugendvertreter von Klöckner, Vulkan, Daimler-Benz, Bundespost, Straßenbahn-AG, Krupp-Atlas und dem Ausbesserungswerk der Bundesbahn trafen sich jetzt zu einer Bestandsaufnahme über die Situation an Bremer Berufsschulen. Ihr Ergebnis: In den meisten Klassen fällt Unterricht aus. Statt der laut Bremer Schulgesetz vorgesehenen 12 Unterrichtsstunden pro Woche werden am Schulzentrum Holter Feld und im Berufsbildungszentrum in der Regel nur 10 erteilt. Gestrichen ist teilweise auch Unterricht in prüfungsrele

vanten Fächern wie Politik, Fachtheorie und Mathematik.

Und auch der erteilte Unterricht entspricht häufig nicht den Erfordernissen der Berufspraxis: Was man als Kommunikationselektroniker mit einem Computer anfangen kann, bringe einem oft ein Mitschüler bei: „Einzelne haben schon Anspruch auf ein Lehrergehalt angemeldet!“ Viele Lehrer seien durch die veränderten Anforderungen neuer Berufsfelder, insbesondere in der Datenverarbeitung, überfordert. Ergebnis: Die Zensuren gehen in den Keller. Mit den letzten Ergebnissen der Zwischenprüfung wären z.B. 80 Prozent der Post-Azubis durchgefallen.

Einzelne Großbetriebe haben

wegen der mangelnden Theorie-Kenntnisse ihres Nachwuchses deshalb bereits innerbetrieblichen Stütz- und Zusatzunterricht eingeführt. Befürchtung von DGB -Jugendbildungsreferent Lutz Bock: Weil Kleinbetriebe dieses Angebot nicht machen können, droht eine Zweiklassengesellschaft unter den Azubis.

In einer „konzertierten Aktion“ wollen die Jugendvertreter gemeinsam mit GEW und DGB jetzt an Bildungssenator in spe, Henning Scherf, appellieren, die Berufsschule aus ihrem Stiefkind-Dasein zu entlassen und für mehr Lehrer, ihre Fortbildung und zusätzliche Fachräume zu sorgen.

K.S.

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