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Hoch lebe die deutsche Bundesliga!

Ab 1993 soll den Profi-Fußballclubs der Europäischen Gemeinschaft ein dritter Ausländer gestattet werden  ■  PRESS-SCHLAG

Der DFB muß ein Interesse daran haben, daß die Bundesliga deutsch bleibt“, hatte Liga-Sekretär Wilfried Straub noch vor wenigen Tagen erklärt. Dann jedoch mußte der DFB auf dem Treffen der zwölf Fußballverbände der EG in Stockholm doch klein beigeben und einem Kompromißvorschlag zustimmen. Vom 1.Januar 1993 an werden in allen Proficlubs der EG drei Ausländer spielberechtigt sein - eine Regelung, die in den meisten Ländern ohnehin schon gilt-, dazu dürfen noch zwei „assimilierte“ Ausländer mitwirken, Spieler, die mindestens fünf Jahre im Gastland und davon drei im Jugendbereich aktiv gewesen sind.

Mißbehagen löst die beschlossene Regelung vor allem bei jenen Clubs aus - in der Bundesliga allein acht -, die bereits drei oder mehr Ausländer unter Vertrag haben und auf eine Zulassung schon zur nächsten Saison gehofft hatten.

Hintergrund der Beschlüsse ist das Drängeln der Brüsseler EG-Kommission, die auch im Fußball kategorisch auf die Einhaltung von Artikel 48 des EG-Vertrages pocht, der allen Arbeitnehmern in der EG Freizügigkeit garantiert, und bei Nichtbefolgung mit juristischen Schritten droht. Ob sich die Kommission jedoch mit dem Stockholmer Kompromißangebot zufriedengibt, ist mehr als fraglich, auch wenn DFB -Schatzmeister Egidius Braun stolz darauf verwies, daß „selbst Bundeskanzler Kohl und Innenminister Schäuble“ der Vorstellung des DFB folgen würden.

Unter Freizügigkeit verstehen die EG-Kommissare nämlich genau das, was der Name bedeutet: Abschaffung aller Ausländerklauseln und die Garantie für die Spieler, problemlos den Arbeitsplatz wechseln zu können, sprich: Abschaffung des Systems der Ablösesummen - zumindest stufenweise. Ein Fall wie etwa der des Thomas Allofs, der sich mächtig im Netz des Ablösesystems verfangen hat, soll in Zukunft nicht mehr möglich sein. Allofs war vom 1. FC Köln zu Racing Straßburg gewechselt, doch die Elsässer hatten die geforderte Ablösesumme nicht aufbringen können. Sie stellten ihn daher nicht auf, Köln wollte ihn auch nicht zurück, und so lag einer der hochgeschätztesten Torjäger Europas monatelang auf Eis. Mittlerweile möchte Allofs gern bei Fortuna Düsseldorf kicken, es fehlt jedoch wegen vertragsrechtlicher Komplikationen immer noch das Plazet des DFB.

Ohnehin gibt es für einen Profi mit sehr hohem Marktwert in Europa nur wenige potentielle Arbeitgeber, nämlich die, die in der Lage sind, horrende Ablösesummen zu bezahlen. Von Freizügigkeit kann also keine Rede sein, mit den EG -Vorstellungen eines vereinten Europa hat eine derartige Quasi-Leibeigenschaft logischerweise nichts zu tun.

Ist die Abschaffung des ganzen restriktiven Brimboriums also nichts Geringeres als eine historische Notwendigkeit? Da sei der DFB vor! „Arbeitnehmer ist nicht gleich Arbeitnehmer“, definiert Wilfried Straub listig. „Die Römischen Verträge sind bestimmt nicht vor dem Hintergrund Berufssport ausgearbeitet worden. Man muß dabei den Sport als Geschäftsgrundlage heranziehen und die starke nationale Komponente im Fußball berücksichtigen.“ Eben! Wir wissen es bereits: „Die Bundesliga muß deutsch bleiben.“

Matti

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