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Noch nicht ganz auf Zack

■ WDR-Wochenmagazin ZAK präsentiert sich in neuem Design / Vom Milchbarambiente zur Müllhalde / Freitags 21.30 Uhr West 3

Mitte letzter Woche ließ der WDR die Katze aus dem Sack: Neuer Moderator des beliebten Wochenrückblicks ZAK und damit Nachfolger von Desiree Bethge wird Friedrich Küppersbusch, der bisher hauptsächlich als Radiomoderator und Filmemacher (auch für ZAK) tätig war. Mit dem Moderator wandelte sich das Konzept (ein wenig) und die Studiodekoration (total). Die Frau- und Mannschaft von ZAK blieb dagegen fast vollständig die alte.

ZAK war in den zwei Jahren seines Bestehens durch die häufig provokative Themenauswahl bekannt geworden und durch die Art, wie Aktuelles angepackt wurde. Wo andere Fernsehmagazine noch in unterwürfigem Staunen und distanzierter Berichterstattung verharrten, da war ZAK schon zu parteiergreifender Darstellung oder zu satirischer Spiegelung übergegangen. Dazu kam, daß ZAK Themen aufgriff, die andere links (oder rechts) liegen ließen. So hatte sich das West-3-Magazin zu einer überaus beliebten Sendung entwickelt - als Belohnung winkte schon einmal die Auszeichnung mit dem Grimme-Preis -, auch und gerade Dank der engagierten Moderatorin Desiree Bethge, die Ende letzten Jahres dem Ruf der Privaten gefolgt war und in Zukunft beim Stern-TV mitmischen will. Ihre Respektlosigkeit, ihre kaum verhüllte Parteilichkeit und ihre Persönlichkeit hatten ZAK zu Einschaltquoten verholfen, von denen dritte Programme sonst nur träumen können. So soll es auch bleiben, versichert die Redaktion, vertraute ZAK-Bestandteile werden beibehalten - neu sei lediglich eine stärkere Gewichtung von „Spielformen der Reportage“ und der Kulturberichterstattung. ZAK, so ein Werbeprospekt, bleibe ein poltisches Wochenmagazin, satirisch und dreist, bisweilen ungemein gemein. ZAK mache keine Experimente, es sei eines. Doch wie wird der neue Moderator Friedrich Küppersbusch im Schatten von Desiree Bethge leben? Küppersbusch ist optimistisch: „Damit mache ich mich nicht strubbelig!“ erklärte er auf einer Presseveranstaltung des WDR.

Sicherlich kann nach der ersten Sendung mit dem veränderten Konzept und dem neuen Moderator kein endgültiges Urteil abgegeben werden. Doch ein paar Tendenzen wurden deutlich:

Während die Sendung bisher aus einer „ausgeflippten Milchbar“ (Pressestimme) kam, wird sie jetzt auf einer manischen Müllhalde präsentiert: Wellblechaufbauten und Treppen ins Nichts, Geländerteile und Gitterkonstruktion, im Hintergrund sterbende Bäume, Giftfässer und Kühltürme. Postmodern sei die alte Dekoration gewesen, heißt es beim ZAK-Team, die neue Kulisse sei dagegen im Stil des Dekonstruktivismus gehalten.

Die ZAK-Themen sind weiterhin konstruktiv: Ob es der Beitrag über rechtsradikalen Terror im Baskenland oder die Verwicklung des spanischen Staatsapparates darin war oder der Filmbericht über das grausame Hundeschlachten in Südkorea, ob Bonner Bürger mit einer Verzichtserklärung für Bonn als Bundeshauptstadt konfrontiert wurden oder „Ernst Albrecht Servilius“ von der CDU als Vorreiter der Aktion „Abgeordnete für drüben“ eine neue Form der Entwicklungshilfe praktiziert - das war gewohntes ZAK -Niveau, hier konnten die Ankündigungen der Redaktion eingelöst werden.

Bedauerlich, daß die beiden Kamerakomiker, die bisher die Sendung mit bissigen Bemerkungen, kauzigen Kalauern oder wahnsinnigen Witzen zu beenden pflegten, nicht mehr weitermachen wollen. Sie denken, so der WDR, über neue Formen nach.

Richtig enttäuschend allerdings wird Moderator Friedrich Küppersbusch für viele ZAK-Fans gewesen sein - zumindest was die Art seiner Gesprächsführung angeht. Dort, wo seine Vorgängerin Widerworte gab, gab er Stichworte. Fast ehrfürchtig sprach er mit Studiogast Willy Brandt, bohrte nicht nach, gab sich mit jeder Antwort zufrieden. Hier war das neue ZAK noch nicht auf Zack, und es wurde überdeutlich, welchen Verlust der Weggang von Desiree Bethge tatsächlich bedeutet.

Manfred Kellner

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