Bulgariens neuer Premier: Lukanow

■ Der kommunistische Reformer will eine Regierung der „ganzen Nation“ bilden / Opposition bekräftigt Ablehnung einer Regierungsbeteiligung und bildet ein Schattenkabinett

Sofia (afp) - Das bulgarische Parlament hat am Samstag morgen den Kommunisten Andrej Lukanow einstimmig zum neuen Ministerpräsidenten gewählt. Zuvor hatten die Abgeordneten mit nur einer Gegenstimme den Rücktritt der bisherigen Regierung angenommen. Der 51jährige Andrej Lukanow gilt als Reformer und gehört seit dem Parteitag dem neuen Vorstand der bulgarischen Kommunisten an. Vor Journalisten sagte er nach seiner Wahl, er wolle eine Regierung der „ganzen Nation“ bilden, deren Hauptaufgabe ein Programm zur Überwindung der Wirtschaftskrise und der Abbau der sozialen Spannungen sei. Die Opposition bekräftigte nach der Wahl Lukanows am Samstag ihre Weigerung, sich an der Regierung zu beteiligen. Bis zu den Wahlen im kommenden Mai liege alle Entscheidungsgewalt bei der Führung der Kommunistischen Partei, so daß Vertreter der Opposition im Kabinett nichts weiter wären als „Marionetten der Kommunisten“, begründete der Vorsitzende der „Union der demokratischen Kräfte“, Peter Beron, diesen Standpunkt. Die Union ist ein Zusammenschluß von 13 Oppositionsgruppen und -parteien. Lukanow kündigte an, er werde seine Kabinettsliste am Donnerstag und am 22.Februar sein Programm zur Bewältigung der Wirtschaftskrise vorlegen. Der neue Ministerpräsident sprach sich für eine „radikale Reform der Wirtschaft“ aus. Zugleich kündigte er an, er wolle der seit einigen Wochen anhaltenden Streikwelle ein Ende setzen und bis zu den Wahlen im Mai den „sozialen Frieden“ im Land sichern. Er rief die Opposition zur Mitarbeit an der Konzeption eines Krisenprogramms aus und bekannte sich zu einem „wirklichen Pluralismus“.

Die bulgarische Opposition bildet zur Zeit ein Schattenkabinett. Dies teilte Oppositionsführer Peter Beron am Samstag mit. Innerhalb dieses Schattenkabinetts sollen nach seinen Angaben nicht nur Mitglieder der Oppositionsparteien, sondern auch Technokraten vertreten sein, die nicht mit dem alten Regime kollaboriert haben.