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Rote Khmer siedeln um

■ 30.000 Flüchtlinge sollen nach Kambodscha zurückgebracht werden / Sihanouk distanziert sich weiter von Roten Khmer

Bangkok (afp/taz) - Die Roten Khmer wollen rund 30.000 Menschen aus Lagern in Thailand nach Kambodscha zurückbringen. Das kündigten Führer der militärisch stärksten kambodschanischen Widerstandsgruppe in der thailändischen Stadt Aranyaprathet am Freitag an. Bereits im Januar hatten sie unter Protest der UN-Behörden etwa 4.000 Kambodschaner aus dem thailändischen Lager Borai in den Nordwesten Kambodschas zurückgebracht. Insgesamt leben rund 355.000 kambodschanische Flüchtlinge in sogenannten „offenen“ Lagern unter Verwaltung der drei Widerstandsgruppen. Rund 50.000 Flüchtlinge sollen zudem in „geheimen“ Lagern leben, zu denen die Roten Khmer und die thailändische Armee, nicht aber die Sondertruppen der UNO Zutritt haben. Die Flüchtlinge sollen die Gebiete an der Grenze zu Thailand wieder besiedeln, die die Roten Khmer gemeinsam mit den beiden anderen Widerstandsgruppen, den Sihanouk-Anhängern und der Nationalen Volksbefreiungsfront der Khmer, seit dem Abzug der vietnamesischen Truppen kontrollieren.

Sihanouk, der sich in einem am Samstag in Paris eingegangenen Kommunique als „Präsident Kambodschas“ bezeichnete, setzte unterdessen auf symbolischer Ebene seine Distanzierung von den Roten Khmer fort. Die Widerstandskoalition, die bisher unter der Bezeichnung „Koalitionsregierung des demokratischen Kamputschea“ fungierte, heißt künftig „Nationale Regierung von Kambodscha“. Auch die von der Widerstandsfront geführte Fahne und die Nationalhymne, die beide von den Roten Khmer entlehnt waren, wurden dem Kommunique zufolge durch die alten Staatssymbole, die blau-rote Fahne mit Tempelemblem und die sihanoukistische Hymne „Nokoreach“, ersetzt.

Am Samstag bestätigte die Regierung in Phnom Penh eine Explosion in einem Waffenlager in der strategisch wichtigen Stadt Sisophon. Zu dem am vergangenen Donnerstag erfolgten Attentat, bei dem mehrere tausend Tonnen Munition in die Luft gegangen seien, hatten sich am Freitag Anhänger von Prinz Sihanouk bekannt.

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