: Keine Schuld am Einsturz
■ 'Elf 99‘ nicht verantwortlich für den Zusammenbruch der Videowand in der Silvesternacht am Brandenburger Tor / VoPo stellt Ermittlungen ein
Für das Unglück bei den deutsch-deutschen Besoffenheitsfeiern (war auch da und weder deutsch-deutsch noch besoffen. sezza) in der Silvesternacht am Brandenburger Tor will niemand verantwortlich sein: Die Ost-Berliner Polizei hat ihre Ermittlungen gegen das DDR-Fernsehen abgeschlossen und es von jeder Verantwortung für den Einsturz der vom Jugendmagazin 'Elf 99‘ aufgestellten Videowand freigesprochen.
Das DDR-Fernsehen hatte für eine Live-Übertragung eine über 20 Meter hohe Videowand nur einen Meter entfernt von einem Flügel des Brandenburger Tors aufgebaut. Diese wurde im Lauf der Nacht von hunderten von Betrunkenen erklettert, um auf das Tor zu gelangen (die taz berichtete). Gegen halb zwei Uhr morgens brach die Wand unter der Last der Menschen zusammen und löste auf dem Platz eine Massenpanik aus. Zahlreiche Menschen wurden bei dem Unglück schwer verletzt, ein 24jähriger West-Berliner starb in der Nähe des Unglücks vermutlich an Verletzungen, die er sich beim Sturz zugezogen hatte.
Am Tag nach dem Unglück hatte die Volkspolizei schwere Anschuldigen gegen das DDR-Fernsehen erhoben, das nach der Ansicht von VoPo-Präsident Griebel die Veranstalterordnung verletzt hatte. Das DDR-Fernsehen, gegen das nun keine strafrechtlichen Schritte eingeleitet werden, hatte schon Anfang Januar jeden Vorwurf zurückgewiesen. Die Ermittlungen haben nach Auskunft der Leiters der Ermittlungen, Major Hans Pfau, ergeben, daß von den insgesamt 270 Verletzten der Silvesternacht nur 21 bei dem Einsturz der Videowand zu Schaden gekommen seien. Die Videowand ist nach einem Gutachten der Staatlichen Bauaufsicht ordnungsgemäß aufgestellt worden. Ungeklärt bleibt die Frage, ob der Eigentümer, die Firma Video-Sound, von den staatlichen Institutionen eine Erlaubnis hatte, die Wand aufzustellen. Die Firma war vom DDR-Fernsehen beauftragt worden, die Videowand aufzubauen und hatte diese so nah vor dem Tor plaziert, um sie nach hinten abzusichern.
Wie Major Hans Pfau weiter mitteilte, sind 42 der Quadriga -Stürmer namentlich ermittelt worden, 30 davon stammen aus der DDR. Keinem von ihnen konnte offensichtlich nachgewiesen werden, an den schweren Beschädigungen der Quadriga beteiligt gewesen zu sein. Für die Zerstörungen an der Quadriga wurde in der DDR ein Spendenkonto eingerichtet, auf dem nach Angaben der Ost-Berliner Kulturstadtrates Christian Hartenhauer bisher 38.000 Ost-Mark und sage und schreibe 430 West-Mark eingegangen sind.
kd
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen