Ent-Staatlichung

Ost-Süd-Wettlauf um bessere Standortbedingungen  ■ Mit der EURO-PRIVATISIERUNG auf du und du

Berlin (taz) - Die Privatisierung staatlicher Unternehmen feiert fröhliche Urständ. Aus Prag wurde bekannt, daß die staatliche Tschechoslowakische Fluggesellschaft Kontakte mit der europäischen Investment-Bank Credit Suisse First Boston aufgenommen hat, um geeignete westliche Partner für Joint -ventures zu finden. Solche Gemeinschaftsunternehmungen werden von den Beteiligten als erste Schritte hin zu einer völligen Privatisierung angesehen.

Ein erster Erfolg wurde Informationen des 'Wall Street Journal‘ nach bereits erzielt: Zusammen mit einem US -amerikanischen Immobilienhai wird die Fluglinie außerhalb der Tore Prags einen Hotel- und Bürokomplex hochziehen, der den zu einem attraktiven Ort für westliche Manager auf ihrem Wege zur Erschließung der osteuropäischen Märkte machen soll.

In Siebemeilenstiefeln schreitet die Verwestlichung der Wirtschaft in Ungarn voran. Mit gutem Gespür für Marktchancen schließt der US-amerikanische Computerhersteller Digital Equipment (DEC) heute in Budapest eine Joint-venture-Vereinbarung mit zwei ungarischen Unternehmen ab. Das Engagement von DEC ist allerdings sehr begrenzt: Nur dreißig Arbeitskräfte sollen beschäftigt werden. Weil der ungarische Staat in seinem High-Tech-Hunger insbesondere für den Computerbereich fünf- bis zehnjährige Steuerfreiheit anbietet, sind die unternehmererischen Risiken äußerst gering. DEC geht es allerdings nicht um schnelle Profite. Ziel ist es allein, einen Fuß in die osteuropäischen Märkte zu bekommen, um im Falle eines Falles am Absatzwachstum partizipieren zu können.

Die von osteuropäischen Ländern offerierten großzügigen Investitionsregelungen für privates Westkapital läuten eine neue Runde in der internationalen Standortkonkurrenz ein. Schnell reagiert hat jetzt die Mitte-rechts-Regierung in Portugal. Galt dort bislang die Regelung, wonach der Anteil von Privatkapital der im Zuge der „Nelkenrevolution“ im Jahr 1974 geschaffenen Staatsbetriebe nicht höher als 49 Prozent betragen darf, so soll es jetzt möglich werden, die Staatsbetriebe zu hundert Prozent zu privatisieren. Auf der Privatisierungsliste der Regierung stehen mehrere Dutzend Staatsbetriebe - die Übernahmeangebote können ausgesprochen werden.

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