: Werder macht lila Pause in Rostock
■ 27.000 Zuschauer zur gesamtdeutschen Fußball-Vermarktung in Bremens Partnerstadt erwartet
Für Robert Pischke ist es „die größte Show, die je beim FC Hans Rostock ablief!“ Und nicht nur das: Wenn Werder Bremen am Sonnabend (15.00 Uhr) beim Dritten der DDR-Oberliga zum Fußball-Freundschaftsspiel antritt, macht Hansa-Vorsitzender Pischke das größte Geschäft in der Geschichte seines Club -Lebens. Über eine halbe Million Ost-Mark bleibt mit Sicherheit für den FC Hansa übrig, wenn das „gesamtdeutsche Fußballfest“ (so Werder-Manager Willi Lemke) abgewickelt und abgerecht ist.
Die Rechnung für die Rostocker geht vor allem deshalb auf, weil der Werder-Manager in bekannter Geschäftigkeit die Bremer Wirtschaft für das Fußball-Spiel zwischen den Spitzenmannschaften der Partnerstädte mobilisieren konnte. Das beginnt bei 10.000 in Bremen gedruckten Aufklebern mit dem englischen Motto „Come together - kommt zusammen“, die in Rostock verkauft werden. Und es endet mit dem Heißluftballon, den eine westdeutsche Bank erstmals in Rostock aufsteigen lassen will. Dergleichen war bisher in der DDR ein Ding der Unmöglichkeit.
Insgesamt 32 westdeutsche Firmen werden im Rostocker Ostseestadion werben. Die Bandenfläche wurde extra vergrößert. Auch die Trikots der Rostocker tragen den Aufdruck eines bundesdeutschen Unternehmens. Doch der Coup im Punkto Werbung gelang dem Team Lemke/Pischke zweifellos mit dem Schiedrichter. Der „Schwarzkittel“ trägt diesmal Lila. So will es der Sponsor, dessen Werbekuh hierzulande bestens bekannt ist.
„Wir machen das alles zum Freundschaftspreis, richtig verdienen können nur die Rostocker“, versicherte Willi Lemke, der am Sonnabend auch noch einen Kooperationsvertrag mit dem FC Hansa unterschreiben wird. Darin sind vor allem Freundschaftsdienste der Bremer festgehalten, die den Rostockern unter anderem bei allen Problemen der Fußball -Vermarktung (Sponsoring, Transfers) helfen wollen. Pischke: „Werder hat das know how, wir können nur lernen.„Wenn wir einen für die Bundesliga interessanten Spieler haben, hat Werder natürlich Vorrang. “
27.000 Zuschauer werden das Spiel im bereits ausverkauften Ostseestadion erleben, darunter auch 3.000 Bremer. Die Karten waren hüben wie drüben sehr schnell vergriffen, obwohl Hansa bei den Preisen für DDR-Verhältnisse kräftig zulangt: Acht bis 15 Mark Ost kosten die Tickets. Vor der Wende gab es Oberliga-Fußballspiele in Rostock für 80 Pfennig bis 2,10 Mark pro Karte. „Auch wir müssen langsam kostendeckend denken“, kommentierte Pischke.
Dirk Susen, dpa
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