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Vom Bremer Computer das Klima erkunden

■ Uni-Forscher wollen Satelliten-Bilder am PC „auflösen“

Auf dem verschmutzten Globus ändert sich das Klima. Unmittelbare Folge: Die KlimaforscherInnen vermehren sich. Seit November haben sich auch Bremer ForscherInnen dem Fernziel „besseres Klimaverständnis“ verschrieben. Gestern erläuterten Prof. Klaus Künzi und Dr. Georg Heygster die „Lücke“, die sie in der weltweiten Klimaforschung füllen wollen: Die Forscher vom Fachbereich Physik/Elektrotechnik der Uni Bremen haben von der renommierten „Deutschen Forschungsgemeinschaft“ Geld bewilligt bekommen, um herauszufinden, mittels welcher mathematischer Formeln sich Satellitenbilder besser auflösen lassen. Sie haben für 750.000 Mark eine „digitale Bildverarbeitungsanlage“ auf neuestem technischen Stand erworben. Hierein speisen sie zivile Satellitenbilder ein, auf die sie in den USA freien Zugriff haben. Diese Bilder kommen von Sensoren, die speziell die Mikrowellenstrahlung messen können. Diese Sensoren haben den Vorteil, daß sie die Strahlung auch durch die Wolkendecke hindurch wahrnehmen können. Sie haben jedoch den Nachteil, daß ihre Bilder aufgrund der großen Wellenlänge relativ unscharf werden. Und hier liegt auch die „Lücke“, die die Bremer Forscher entdeckt haben: Die Bremer wollen mittels neuer, „raffinierter“ mathematischer Formeln - Algorithmen - zur besseren Auflösung der Bilder beitragen. Oder, wie sie es

selbst ausdrücken: „Mehr aus dem Bild herausholen als drin ist.“

Das Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven wird die „wahren Daten“, die Testbilder von der Erdoberfläche liefern, die dann mit den aufgeschlüsselten Satellitenbildern verglichen werden sollen. Auf zwei konkrete Erscheinungen auf dem Globus wollen sich die Bremer ForscherInnen konzentrieren: Erstens auf die Wellenhöhe und zweitens auf die Eisbedeckung des Ozeans. Denn der Wärmefluß vom Ozean in die Atmosphäre bestimmt die Wolkenbildung - und ist daher eine der wichtigsten „Input-Größen“ für die Wetterbestimmung. Das Verfahren, das die Bremer ForscherInnen an ihren PC's entwickeln, gilt jedoch nicht nur für Satellitenbilder, es läßt sich genauso auf die medizinische Forschung übertragen. Denn mikroskopische Aufnahmen können bei Bedarf ebenfalls in die Anlage eingespeist werden. Außer für Eisschollen, Jupitermonde und Blutgerinsel ist die „digitale Bildverarbeitung“ aber auch gut für Erinnerungsfotos vom letzten Betriebsausflug - wie die Physiker gestern gerne demonstrierten.

Eines ihrer ehrgeizigeren Ziele besteht darin, langfristige Veränderungen auf den vereisten Ozeanen zu beobachten, In -put-Daten für die Welt-Klima-Formel zu liefern und schließlich: die Welt-Klima-Modelle auf ihren Bildschirmen zu überprüfen.

B.D.

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