Olympische Rechnung ohne den Wirt

■ Konzepte der Klingbeil-Gruppe für „Olympiapark Staaken“ stoßen in der DDR und beim Senat auf Ablehnung / Auch Kreis Nauen an Erhalt der Staakener Felder interessiert / Bau- und Sportverwaltung verärgert

Bei Berlins Baulöwen bricht das Olympiafieber aus: Mit ihren gestern bekanntgewordenen Plänen für einen „Olympiapark Staaken“ auf beiden Seiten der Grenze scheint die Bauträgergruppe Klingbeil jedoch die Rechnung ohne den Wirt gemacht zu haben. Dem Vernehmen nach will die Gruppe rund 4.000 Wohnungen errichten, die später als Olympisches Dorf dienen könnten. Dazu wurde bereits im Oktober am Cosmarweg nicht weit vom Grenzübergang Heerstraße ein Grundstück erworben, das Teil der derzeit noch überwiegend landwirtschaftlich genutzten Staakener Felder ist. Nähere Erläuterungen zu den Absichten waren gestern von dem Bauträger bis Redaktionsschluß nicht zu erhalten.

Eine kolportierte Stellungnahme, nach der DDR-Vertreter mit großem Interesse reagiert hätten, wurde jedoch von der anderen Seite auf Nachfrage umgehend dementiert. In Wirklichkeit sei ein Klingbeil-Vertreter bei den Verantwortlichen „nirgendwo angekommen“, erklärte der stellvertretende Vorsitzende des DDR-Kreis Nauen, Helmut Augustiniak, der gleichzeitig Vorsitzender der Kreisplankommission ist. Man stimme mit dem Wunsch Spandaus überein, die Staakener Felder als Naherholungsgebiet zu erhalten. Ferner wolle der Kreis durch einen neuen Flächennutzungsplan bewußt den Siedlungscharakter der DDR -Gemeinden Falkensee, Staaken und Schönwalde erhalten. Auf keinen Fall dürften dort „riesige Hochhäuser“ hingesetzt werden. Konzepte von Architektenbüros der Klingbeil-Gruppe sollen teilweise bis zu 18 Stockwerke hohe Wohnsilos vorsehen.

Dem Planer aus der DDR zufolge sind im Nauener Kreis auch Anträge von drei Westberliner Golfvereinen zur Errichtung von Plätzen jenseits der Grenze abgelehnt worden. „Wir haben uns erkundigt, daß in West-Berlin die Golfstunde an die 45 Mark kostet - das ist nichts für unsere Bevölkerung.“ Als erstrebenswert werde demgegenüber der auch schon von einem Investor angebotene Ausbau von Campingplätzen betrachtet.

Deutlich verstimmt reagierten gestern auch sowohl die Bau als auch die Sportverwaltung angesichts des über die Presse lancierten Großprojekts. Staatssekretär Görler habe einen gestrigen Termin in der Sache bei Klingbeil mit der Begründung abgelehnt, daß man „nicht geneigt“ sei, Informationen zuerst den Zeitungen entnehmen zu müssen, sagte Bausenatssprecher Schlichting. Der projektierte Olympiapark sei überdies ein Thema des Regionalausschusses, hieß es in einer Erklärung.

Sportstaatssekretär Kuhn (AL) zeigte in einer weiteren Stellungnahme zwar süffisant „Verständnis für Versuche, bereits heute unabgestimmte Bauprojekte mit der Perspektive einer möglichen olympischen Nutzung in die Öffentlichkeit zu bringen“. Doch geschehe dies zu einem „gänzlich unangemessenen Zeitpunkt“. Erst müsse Ost-Berlin eine „Machbarkeitsstudie“ erstellen, die dann mit der Westberliner Studie ein „Grobkonzept“ ergeben sollte.

Nicht zuletzt im Spandauer Bezirksamt gab man dem profitträchtigen Klingbeil-Vorhaben auf absehbare Zeit keine Chance. Ein nicht mehr aktueller Bebauungsplanentwurf biete eine gute Handhabe gegen einen Überraschungscoup, meinte Baustadtrat Jungclaus (SPD). Ferner haben nach Kenntnis von Jungclaus „weite Teile“ der auf DDR-Gebiet liegende Bereiche von Staaken früher Westberlinern gehört, die jetzt Eigentumsansprüche anmelden könnten.

thok