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■ Michael Verhoevens „Das Schreckliche Mädchen“ (Wettbewerb)

Die Stadt heißt Pfilzingen an der Pfilz. Das Mädchen ist hochbegabt und tiefkatholisch. Sie ist die Erzählerin ihrer eigenen Geschichte und tritt immer wieder sozusagen vor die Leinwand, um zu erläutern, was wir eigentlich schon verstanden hatten. Die Jetztzeit ist wie immer in solchen Filmen bunt, die Vergangenheit schwarzweiß.

In Pfilzingen regiert also der schwärzeste Filz und deckt alles zu. Sonjas ausführliche, manchmal nicht unwitzige Erinnerungen lassen daran keinen Zweifel. Erst die Kindheit

-die fromme Mutter, der schlesische Vater, der heilige Onkel, die gütige Großmutter; dann die Jugend - die schwarzen Schwestern Lehrerinnen und der butterweiche allerste Referendar des katholischen Lyzeums. Das Mädchen macht sich gut, glaubt an Gott, gewinnt einen von Dr. Karl Carstens ausgeschriebenen Aufsatzwettbewerb und meldet sich in aller Unschuld gleich für den nächsten Wettbewerb an. Thema: Meine Stadt im Nationalsozialismus. Sie wolle zeigen, erklärt das Mädchen ihrer etwas pikierten Lateinlehrerin, wie die Kirche in Pfilzingen Widerstand geleistet habe.

Aber da strafft sich der Filz, wird zäh wie Leder und schweigt wie ein Grab. Wer hat einst den Pfarrer Schulz denunziert, der gegen die Judenverfolgung eintrat? Wer war der Braune Heinrich und was schribe der respektable Professor Juppenka 1940 im Lokalanzeiger?

Der Aufsatztermin verstreicht, Sonja heiratet den Referendar und gebiert zwei Mädchen, die skandalöserweise Sarah und Rebekka heißen. Dann emanzipiert sie sich doch noch. Sie belegt Geschichte bei Professor Juppenka, um für ein Buch über ihr Thema zu recherchieren. Der Filz wird hart wie Kruppstahl, leistet gar handgreiflichen Widerstand.

Bestimmte Drehorte in dem Film - Zeitungsarchive, Bibliotheken - werden in einer Art Fernsehstudiotechnik als Prospekt hinter die Schauspieler projiziert. Das war vielleicht bequemer, als an konkrete Orte zu gehen. Freiwillig verarbeitet der Film das große Thema in Kleinkunst und macht alle Menschen, die von Herzen gut sind, noch besser. Satirische Elemente nehmen die Angst vor Langeweile, der V-Effekt sorgt für betroffenes Bedenken. Der Film eignet sich für das Nachmittagsprogramm des Bayerischen Rundfunks und für die Vorführung im Politkunde-Unterricht.

Thc

Michael Verhoeven, Das schreckliche Mädchen, BRD, 92 Minuten

15.2. Kosmos (Ostberlin) 19.30 Uhr

15.2. Urania, 23.30 Uhr

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