: Talfahrt geht weiter
Das Produktionsergebnis der DDR sinkt munter ab ■ Mit dem ökonomischen Absturz auf du und du
Berlin (lbn) - Die Wirtschaftskrise in der DDR hat sich im Januar weiter vertieft. Es wurde erneut weniger produziert, die Exporterlöse gingen zurück. Wie aus der Monatsbilanz des Staatlichen Zentralverwaltung für Statistik hervorgeht, unterschritt die arbeitstägliche Produktion in der Industrie den Vorjahresstand um 5,6 Prozent und das Niveau vom Dezember letzten Jahres um 2,9 Prozent. Damit sank die Warenproduktion auf das Niveau der Jahre 1986/87. Als Ursachen werden in dem Bericht die anhaltend hohe Abnahme der Arbeitskräfte und „gestörte Kooperationsbeziehungen“ genannt.
Im Handel mit den RGW-Ländern ging der Export gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 10,8, der Import um 12,5 Prozent zurück. Die Exporte in den Westen und die Entwicklungsländer waren „zu effektiven Valutapreisen um 1,9 Prozent niedriger“.
Die Importe gingen um 6,1 Prozent zurück. Im Januar 1990 betrug der Exportüberschuß infolgedessen gerade noch 150 Millionen Dollar - zu wenig, um die Lücke in der Leistungsbilanz zu schließen.
Vor allem durch den Erwerb von Devisen, den „wesentlich gestiegenen Kauf von Waren“ sowie durch die höheren Ausgaben für Tourismus gingen die Ersparnisse der Bevölkerung um 1,7 Milliarden DDR-Mark zurück. Der Einzelhandelsumsatz zu effektiven Preisen lag um 8,2 Prozent über dem Vorjahreszeitraum. Als Ursachen für die hohe Steigerung werden Furcht vor einer Währungsreform und ein befürchteter Subventionsabbau bei Nahrungsgütern, hohen Umsätze im Winterschlußverkauf sowie „beträchtliche Abkäufe durch Bürger aus der BRD und aus Berlin (West)“ genannnt. Die Lieferrückstände im Binnenhandel waren mit 156 Millionen DDR -Mark fast dreimal so hoch wie vor einem Jahr.
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