Modrow „stinksauer“ auf die Bonner

■ Enttäuscht und unzufrieden verließ die DDR-Delegation Bonn / Waigel wiegelte Bitten um Soforthilfe arrogant ab / Mit dieser Übergangsregierung lohne sich nicht mehr zu verhandeln / Nur Eppelmann lobt Kohl

Berlin (taz) Bös enttäuscht über die Ergebnisse des deutsch -deutschen Gipfels hat die DDR-Delegation unter Ministerpräsident Modrow gestern nachmittag Bonn verlassen. „Der ist stinksauer“, interpretierte CSU-Landesgruppenchef Bötsch, nachdem Modrow auch von CSU-Finanzminister Waigel bei einem mittäglichen Gespräch keinerlei Zusage für die vom Runden Tisch geforderte Soforthilfe von 10 bis 15 Milliarden DM für die ausblutende Wirtschaft seines Landes erhielt. Waigel hatte Modrows Bitten arrogant abgewiegelt: Wenn eine Übergangsregierung keinen Handlungsspielraum habe, über entscheidende Angebote zu verhandeln, erledige sich das von selbst.

In seiner höflichen Art stellte Modrow seine Bitterkeit jedoch nicht zur Schau. Es wäre „mehr zu erreichen gewesen, wenn über die vorbereitete Arbeit gesprochen worden wäre“, meinte er im Gespräch mit Journalisten. Lediglich eine Kommission sei zustande gekommen, die über die Währungsunion verhandeln soll. Die DDR-Regierung, ergänzte Wirtschaftsministerin Christa Luft, habe ein „dickes Konzept“ mit Zahlen, Daten und Vorschlägen für die Entwicklung in der DDR mitgebracht, die Bundesregierung jedoch nichts: „Wir warten bis zur Stunde darauf, daß die andere Seite auch nur ein halbes Stück geschriebenes Papier vorlegt.“ Weitere Mitglieder der Regierungsdelegation wurden noch deutlicher. Mathias Platzek von der Grünen Partei beispielsweise nannte das Verhalten von Kohl und Kohlsorten „schulmeisterlich“.

Einzig Minister Rainer Eppelmann vom Demokratischen Aufbruch revidierte - wahrscheinlich unter dem Druck seiner CDU-Freunde - seine Kritik vom Vortag. Die meisten Delegationsmitglieder hätten wohl erwartet, auf dem Heimweg für alle in der DDR „eine Banane und einen Golf im Einkaufsnetz zu haben“, sagte er nun. Er dankte Kohl für seine „Solidarität“ mit den DDR-Bürgern.

Diese bekommen, wenn man einer 'dpa'-Straßenumfrage glaubt, mehr und mehr Angst, „von der Bundesrepublik verheizt zu werden“. Ein älterer Herr sarkastisch: „Wenn das so weitergeht, wähle ich aus Wut meine Mörder, die SED.“ Das sei die einzige Partei, die „uns keine Angst macht“.

usche