: Profitabler Versicherungsbetrug
■ Banden provozieren Verkehrsunfälle / Assekuranz: Auch geringes Rechtsbewußtsein der Bevölkerung
München (ap) - Mit provozierten Verkehrsunfällen schädigen Betrüger die bundesdeutschen Autoversicherer nach Angaben der Allianz-Versicherungs AG jährlich um rund 500 Millionen Mark. Der Leiter der Kraftfahrzeug-Schadenabteilung der Allianz, Alois Deichl sagte am Mittwoch in München vor Journalisten weiter, die Schäden hätten eine bisher nicht gekannte Höhe erreicht. Meist würden sie von Banden sogenannter „Autobumser“ verursacht.
Etwa 130.000 der 3,6 Millionen Fälle, die den Haftpflichtversichereren jährlich gemeldet werden, seien als „zweifelhaft“ einzustufen, erklärte Deichl. Der Anteil von Banden am Versicherungsbetrug sei in den vergangenen drei Jahren erheblich gestiegen. So habe sein Haus Material über 1.316 Personen vorliegen, die in 50 Gruppen Unfälle mit insgesamt 3.701 Autos verursacht hätten. Schwerpunkte seien die Ballungsräume Frankfurt, Köln, Aachen und das Ruhrgebiet.
An erster Stelle stehen nach Deichls Angaben an Ampeln oder Kreuzungen provozierte Auffahrunfälle. Autofahrer sollten mißtrauisch sein, wenn ihr Unfallgegener einen vermeintlich hochwertigen Luxuswagen fahre und übereifrige Zeugen zugunsten des vermeintlich Geschädigten auftauchen, raten die Versicherer. Auf jeden Fall solle die Polizei eingeschaltet werden.
Die Einschätzung von Versicherungsbetrug als „Kavaliersdelikt“ in der Bevölkerung verursache noch einmal Schäden bis zu 300 Millionen Mark jährlich, sagte Deichl. In diesen Bereich fallen nach Angaben der Allianz beispielsweise abgesprochene Unfälle, bei denen ein Täter gegen Honorar auf ein am Straßenrand abgestelltes Fahrzeug fährt. Außerdem werde unter Beteiligung von Reparaturwerkstätten und Sachverständigen oft ein höherer als der tatsächliche Schaden gemeldet, was durch das fiktive Abrechnungssystem auf der Grundlage von Kostenvoranschlägen begünstigt werde.
In Bonn habe man kein Interesse, die gesetzlichen Grundlagen zu ändern, warf Deichl der Bundesregierung vor.
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