: Giftige Wege: Höxter-Bottrop-Bremen
■ Licht im Dunkel des Giftmüllgeschäftes / Weitere 200 Fässer angekommen
„Weise-und-Sohn“ steht auf dem Firmenschild und „Umweltschutz“. Doch die Firma aus dem westfälischen Marienmünster bei Höxter steht im dringenden Verdacht, das genaue Gegenteil von Umweltschutz zu betreiben, nämlich illegale Abfallbeseitigung. Inzwischen ist erwiesen, daß mindestens 110 der 400 im Bremer Hafen liegenden Fässer aus Sondermüllsammlungen stammen, die Weise unter anderem im Kreis Höxter durchführt. Weise selbst ließ gestern durch seinen Anwalt mitteilen, daß er sich völlig unschuldig fühle. Er habe der US-Firma „H.I.S.“, die das Gift nach Südamerika transportieren wollte, keinesfalls „ein Kuckuck
sei ins Nest gelegt“ sondern vorher mitgeteilt, daß es sich um Sondermüll handele. Eine Argumentation, die Weise nicht viel nutzen wird. Zwar hat Weise Transportgenehmigungen zu zugelassenen Zwischenlagern (z.B. Plumpp in Bremen), eine Transportgenehmigung nach Bottrop, wo „H.I.S.“ in einer Lagerhalle ein wildes, nicht genehmigtes Zwischenlager betreibt, liegt nach Angaben der zuständigen Bezirksregierung in Detmold nicht vor.
Bei der Bremer Staatsanwaltschaft wird inzwischen ein Ermittlungsverfahren gegen die illegalen Giftmüllverschieber geführt. Ein weiterer Tatverdächti
ger, ein Herr Schmitz aus Bottrop, konnte bislang nicht vernommen werden. Er ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft „nicht greifbar.“ Schmitz in Bottrop und der Hamburger „H.I.S.„-Repräsentant Kornelius Engel bieten seit dem Herbst 1989 bundesweit an, Stoffe zu entsorgen, deren Beseitigung in der Bundesrepublik problematisch ist. Sie verweisen dabei auf Abnehmer-Verträge mit südamerikanischen Ländern. Ein solcher Vertrag mit einer Behörde in Venezuela erwies sich nach Recherchen des Bundesumweltministeriums als gefälscht.
Derweil ist das Amt für Straßen-und Brückenbau immer noch
dabei, den genauen Inhalt der Fässer zu ermitteln. In Gesprächen mit den zuständigen Behörden in Höxter soll möglichst erreicht werden, daß diese Fässer wieder zurückgenommen werden. In der Nacht zum Freitag kamen zudem weitere 200 Fässer in Bremen an. Der Empfänger, die Spedition Globus, verweigerte jedoch die Annahme.
Die Waggons stehen deshalb auf Bundesbahngelände im Hafen. Damit diese Fracht unter Kontrolle bleibt und „H.I.S.“ sie nicht einfach in den nächsten Hafen schicken kann, hat die Umweltbehörde das Bundesverkehrsministerium eingschaltet.
hbk
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