: KPdSU feuert Ermittler
■ Korruptionsjäger und Volkshelden Gdlijan und Iwanow aus der Parteizelle der Staatsanwaltschaft ausgeschlossen
Moskau (afp) - Die beiden Untersuchungsrichter und Abgeordneten Telman Gdlijan und Nikolai Iwanow sind aus der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) ausgeschlossen worden, war von offiziellen Stellen zu erfahren. Die Entscheidung sei mit „groben Verstößen gegen das Gesetz und die Regeln der Partei“ begründet worden. Ein führendes Mitglied der Parteizelle erklärte auf Anfrage, die 351 Teilnehmer der Parteizellen-Versammlung hätten dies fast einstimmig beschlossen.Gdlijan und Iwanow waren durch ihre Ermittlungen zu einem Korruptionsskandal in Usbekistan bekannt geworden. Bei weiteren Nachforschungen hatten sie auch dem konservativen Politbüromitglied Ligatschow Bereicherung durch Amtsmißbrauch vorgeworfen, wovon eine parlamentarische Untersuchungskommission ihn jedoch freisprach.
Während der Versammlung zum Parteiausschluß demonstrierten zwei- bis dreihundert Menschen vor dem Gebäude der Staatsanwaltschaft. Zu der Kundgebung hatte die Wählerorganisation von Selenograd aufgerufen, einem Moskauer Vorort, für den Gdlijan Abgeordneter ist. „Faßt Gdlijan nicht an“, war auf einem der Spruchbänder zu lesen. 13 Personen wurden bei der Kundgebung vorübergehend festgenommen. In Selenograd gab es letzte Woche mehrere Kundgebungen und einen Generalstreik zur Unterstützung der Abgeordneten.
Sie hatten bei den Wahlen zum Volkskongreß triumphale Siege errungen. Auf einer öffentlichen Versammlung hatte Gdlijan vor kurzem Staats- und Parteichef Gorbatschow angegriffen, dem er vorwarf, korrupte Funktionäre auf höchster Führungsebene zu schützen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen