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Neu im Stern-Kino: „Johnny Handsome“ von Walter Hill

■ Das zweite Gesicht

Matthew P. Leonetti ist ein Name, auf den KinogängerInnen achten sollten. Er ist Kameramann und hat mit Regisseur Walter Hill Johnny Handsome gedreht. Diesem Gespann haben wir folgende Eingangssequenz zu verdanken: In Zeitlupe kommt eine männliche Gestalt die nächtliche Straße herunter. Während sie sich der Kamera nähert, werden die Vorspann -Titel eingeblendet. Das Gesicht des Mannes auf der Leinwand ist schrecklich entstellt, er ist ein elephant man. Dann der Name des Darstellers. Mickey Rourke.

Das macht Eindruck. Johnny Handsome, der Mann mit der verwachsenen Visage, ist ein Krimineller, weil er nie etwas anderes gelernt hat. „Tu uns den Gefallen und zieh ihm 'ne Tüte über das Gesicht“, verlangt denn auch die schmierige und hinterhältige Ellen Barkin, und Leonettis Kamera läßt uns durch Johnnys Augen miterleben, wie „Johnny der Schöne“ all dies wahrnimmt. Nach einem Raubüberfall auf ein Münzengeschäft, wird Johnny geschnappt. In Haft halb totgestochen, macht ihm der Gefängnisarzt einen Vorschlag. „Würde Ihnen ein neues Gesicht gefallen?“ John Sedley, der handsome guy, sieht plötzlich aus wie Mickey Rourke.

Das Resozialisierungs-Melodram Walter Hills läuft zum Glück nie Gefahr, uns in den Kinosesseln mit aller Macht feuchte Augen zu bescheren, dafür sorgt die gleichsam gebrochene wie starke Erscheinung Mickey Rourkes. Das neue Leben des normalen Johnny erfaßt Leonetti mit einer Fülle von Schwenks und Überblendungen. Das paßt genau, das ist amerikanische Kino-Perfektion.

Daß Walter Hill nicht auf ein blutrünstiges show-down verzichten mochte, ist ein Wermutstropfen. Aber was sind schon drei verzichtbare Minuten bei eineinhalb Stunden best -photographierter Spannung? J.F.Sebastia

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