: Asbestschule: Eltern bringen Behörde auf Trab
■ Schnell-Versiegelung verhindert / Jetzt wird saniert
Die SchülerInnen des Sekundarstufe-I-Zentrums in der Lerchenstraße in Aumund müssen sich für mindestens ein halbes Jahr an neue Räumlichkeiten und Unterrichtszeiten gewöhnen. Denn ihre Schule wird erst einmal wegen Asbest dicht gemacht. Damit hatte der Protest von Eltern, LehrerInnen und Schülern gegen andere Behördenpläne Erfolg. Mit Beschwichtigungsfloskeln aus der Bildungsbehörde hatten sich die Betroffenen nicht zufriedengegeben. Sie weigerten sich schlichtweg, eine vorschnelle Versiegelung von Asbestplatten in ihrer Schule zuzulassen und bestellten auf eigene Faust einen unabhängigen Gutachter (s. taz. 21.2.90).
Am Donnerstag abend trafen sich medizinische und bautechnische Fachleute mit den Betroffenen zu einer Podiums -Diskussion über das weitere Vorgehen. Anwesend waren außer den Vertretern aus Baubehörde und Gesundheitsressort auch frei praktizierende Ärzte und der von der Schule bestellte, vereidigte Gutachter. Ein anwesender Vater: „Herr Seitz, Schulbauplaner beim Bildungssenator, saß diesmal unter den Zuhörern und schrieb fleißig mit. Hoffentlich hat er etwas gelernt.“ Seitz hatte die Eltern mit seinem Beharren auf einer schnellstmöglichen
Versiegelung mißtrauisch gemacht und wenig Befriedigendes zur technischen und medizinischen Sachlage beisteuern können. Das holten jetzt der unabhängige Gutachter vom TÜV und Klaus Feldtmann, Leiter der AG „Toxische Baustoffe“ vom Senator für das Bauwesen nach. Beide kamen zu dem Schluß, daß die ursprünglich geplante Maßnahme keine vertrauenserweckende Lösung sei.
Feldtmann ist seit dem vergangenen Sommer damit beschäftigt, ein Asbest-Kataster über alle 2000 öffentlichen Gebäude in Bremen zu erstellen: „Die Schule Lerchenstraße wird die erste sein, die der dazugehörigen, sehr umfassenden Untersuchung unterzogen wird. Weitere 20 Anfragen liegen bereits vor. Es versteht sich von selbst, daß Schulen und Kindertagesstätten ganz oben auf der Liste der zu untersuchenden Objekte stehen.“ Auch Schulleiter Harro Florstedt rechnet jetzt mit einer „vertrauenserweckenden und zuverlässigen“ Bestandsaufnahme. Schulraum für die kommende Zeit ist bereits gefunden. Florstedt: „Die Schule Kerschensteiner Straße unterstützt uns, wo sie kann. Seit gestern läuft der Nachmittagsunterricht dort planmäßig. Für uns ist es natürlich schwer eine Schule ohne Schule zu sein.“ bea
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