: ...und Wall Street weint
■ Malcolm Forbes, der schamlos genießerische Kapitalist, Klassenkämpfer, Sammler und Showman ist tot
New York (dpa/vwd) - Malcolm S. Forbes, der Chefredakteur und Herausgeber des führenden amerikanischen Wirtschaftsmagazins 'Forbes‘, der am Samstag im Alter von 70 Jahren starb, war nach seinen eigenen Worten ein „waschechter Kapitalist“. Bei einem geschätzten Vermögen von umgerechnet zwischen 680 Millionen und 1,7 Milliarden DM war dies sicher eine treffende Aussage. Klassenkämpfer Forbes vertrat in seiner Zeitschrift ohne Hemmungen die Vorzüge des US-Wirtschaftssystems, spendete in gut amerikanischer Tradition aber auch große Summen an Wohltätigkeitsorganisationen.
Als Kunst- und Antiquitätensammler hatte sich der am 19.August 1919 geborene Amerikaner einen Namen mit seiner Sammlung von zwölf der insgesamt 20 kostbaren juwelenbesetzten Faberge-Eiern gemacht, die der weltberühmte russische Juwelier für die Zarenfamilie angefertigt hatte. Er stellte sie kürzlich erstmals in Moskau aus. Bezeichnenderweise wurden die Prunkstücke an Bord des Forbes -Firmenflugzeuges, einer Boeing 727 mit dem Namen „Capitalist Tool“ (Kapitalistenwerkzeug), nach Moskau eingeflogen.
Forbes sammelte aber nicht nur Kunstschätze, er war auch stolzer Besitzer von 500 Spielzeugbooten und 12.000 Spielzeugsoldaten. Als Showman mit Stil unterhielt er seine prominenten Freunde wie Elizabeth Taylor, Donald Trump, Henry Kissinger, Julio Iglesias und zahllose Politiker aus dem In- und Ausland besonders gern auf seiner 50-Meter-Yacht „Highlander“ bei Fahrten rund um die Kapitalistenhochburg Manhattan, wo das 'Forbes'-Magazin sein Hauptquartier hat. Schließlich machte sich der Erzkapitalist auch als begeisterter Motorradfahrer und -sammler sowie als Ballonfahrer einen Namen und besaß Schlösser in der Normandie und Marokko sowie Luxusdomizile in London, der Südsee und New York.
Haupterbe ist nach Zeitungsberichten Forbes ältester Sohn Steve, der die Kontrolle über das Wirtschaftsimperium übernehmen wird.
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