: Nordlichtleuchter Sternschweifsucher
■ Ausstellung über den Bremer Astronomie-Pionier Wilhelm Olbers / Reliquien und Schautafeln
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So ist das im Norden. Meistens ist es rattenkalt und eher regnerisch, aber es gibt ja noch die anderen Tage. Die, an denen der Wind nicht die Dächer von den Häusern weht, sondern einfach nur die Wolken vom Firmament fegt und einen funkelnden Himmel hinterläßt, daß sich die stickigen Südländer die Finger lecken könnten. Klar, so klar ist der Himmel dann, die Luft rein, und der Blick nach oben führt ins Weite ins Sternenmeer, lichtjahreweit.
Und früher war das sogar noch besser. Als Heinrich Wilhelm Mathias Olbers, der berühmte Bremer Astronom, Arzt und achte Pfarrerssohn in der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts, seinen Blick zum Himmel hob, war er fasziniert von den Geheimnissen, die sich hinter dem Funkeln verbargen. Besonders nachdem er 1769 als Zehnjähriger einen großen Kometen zu Gesicht bekommen hatte, war es um Olbers geschehen. Die Erforschung der Sterne, ihrer Bahnen
und Lichtphänomene blieb seine Obsession bis zu seinem Tod am 2. März 1840.
Doch ist das schon damals nicht so einfach gewesen mit den Manien. Um seine Miete und sein Brot finanzieren zu können, erlernte er den Tagesberuf des Arztes und verschob die Sternenforschung auf die Nachtstunden, was schon wegen der Lichtverhältnisse geboten war. Obendrein hat er sich verheiratet, führte ein normales Ehe-und Familienleben mit Kinderkriegenlassen. Die eigentlich rätselhafte Frage bleibt: Wann schlief der Mann?
Wie auch immer er es anstellte, Olbers, Mitbegründer der ersten astronomischen Vereinigung der Welt in Lilienthal, wurde durch seine Methoden, der Bahn neuentdeckter und wieder verschwundener Sterne nachzuspü
ren, durch seine Planeten-Ent deckungen zu einer astronomischen Berühmtheit. Der Bremer Umkreis mit der damals größten Sternwarte Europas in Lilienthal zu einem echten Zentrum der Forschung.
Napoleon Bonaparte ernannte ihn 1811, als Bremen noch zu Frankreich zählte, zum Mitglied der gesetzgebenden Versammlung in Paris und lud ihn später zur Taufe seines Sohnes, des Königs von Rom, an die Seine. Später wurde er noch diverse Male von anderer länder Fürsten dekoriert. Aber zentral blieb die Forschung, 1815 entdeckte er den Kometen, der nach ihm benannt wurde.
Nach dem Tod seiner Tochter und seiner zweiten Frau zog er sich 1820 aus seinem Brotberuf zurück und widmete sich aus
schließlich der Sternenkunde, bis er schließlich nach schwerer Erkrankung 82jährig starb.
Anläßlich seines 150ten Todestages hat die Bremer Olbers -Gesellschaft eine Ausstellung zusammengestellt, die sie in der Kassenhalle der Sparkasse präsentiert. Einzelne Reliquien aus Olbers Nachlaß, wie sein hochwertiges Fernrohr, mit dem er alle seine Sternen-Neuheiten entdeckte, tummeln sich im hochimposanten Sparkassen-Ambiente. Ansonsten dokumentiert die Ausstellung eher die heutige Arbeit der Olbers-Gesellschaft. Anschauliche Tafeln erklären Phänomene der Himmelswelt, erläutern die Funktion des Nordlichts und der Kometen, zeigen Fotografien der Entdeckungen des namensspendenden Stammherrn.
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