: IG Metall (DDR) will 50 Prozent mehr
■ Die Rahmenkollektivverträge sollen gekündigt werden / Acht Büros der West-IGM in der DDR
Berlin (ap) - Der Vorstand der IG Metall in der DDR hat eine Erhöhung der Grundlöhne und Tarifgehälter um mindestens 50 Prozent und zwei Tage mehr Urlaub gefordert sowie die sogenannten Rahmenkollektivverträge zum 30. Juni gekündigt. Die Gewerkschaftszeitung 'Tribüne‘ berichtete am Mittwoch, Ziel der Kündigung sei es, eine eigenständige Tarifstrategie der Gewerkschaft in der gesamten metallverarbeitenden und -erzeugenden Industrie, den dazugehörigen Einrichtungen sowie im Metallhandwerk und -gewerbe durchzusetzen. Die neu formierte Gewerkschaft Unterricht und Erziehung wandte sich gegen einen Beamtenbund als Alternative.
Die IG Metall der DDR erklärte, Verhandlungsziele seien unter anderen eine kurzfristige nettolohnwirksame Erhöhung aller Löhne und Gehälter um mindestens 200 Mark monatlich sowie eine Erhöhung der Grundlöhne und Tarifgehälter für alle ArbeiterInnen und Angestellten um mindestens 50 Prozent. Die zwei zusätzlichen Urlaubstage sollen an den für alle geltenden Grundurlaub von 20 Tagen angehängt werden.
Die Gewerkschaftsleitung lehnte Regierungspläne zur Lohnsteuerreform mit einer Absenkung des Spitzensteuersatzes ab. Im Gegenvorschlag ist eine „abgestufte Besteuerung“ der Einkommen vorgesehen. Danach sollen Einkommen bis 1.000 Mark mit fünf Prozent, der weitergehende Teil des Einkommens bis 1.500 Mark mit zehn und der bis 2.000 Mark weitergehende Teil mit zwanzig Prozent besteuert werden.
Der neugewählte Vorsitzende der Gewerkschaft Unterricht und Erziehung, Busse, begründete die Ablehnung eines Beamtenbundes so: „Beamte sind trotz aller Privilegien nur Trittbrettfahrer bei den Gewerkschaften, wenn es um die Aushandlung der Tarife geht.“
Die bundesrepublikanische IGMedien wird in acht DDR-Städten eigene Büros eröffnen. Nach Angaben von IGM-Chef Steinkühler soll damit der Reformprozeß unterstützt werden.
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