: Badelatschen-Punk
■ Doppelkonzert im JFH Wehrschloß / Grundsolide, unspektakulär, langweilig
Eine Lanze muß gebrochen werden. Wider die Schubladen, die Klischee-Ausdrücke und den permanenten Aufruhr. Oder ist ein Doppelkonzert mit Punkmusik leichthin mit Begriffen wie grundsolide, unspektakulär in Verbindung zu bringen? Möglich ist es. Die VeranstalterInnen von Change Music geben sich seit Jahren Mühe, interessante Newcomer-Gruppen aus dem In-und Ausland zu präsentieren. Doch die beiden Formationen, die im JFH Wehrschloß das vollgeschneite Publikum musikalisch aufwärmen sollten, werden wohl nie aus der Versenkung heraustreten.
Dramaturgisch etwas unglücklich spielte noch dazu die attrakti
vere Band zuerst. Snuff aus Großbritannien erwies sich als recht vielseitiges Trio, das sich keinem besonderen Stil innerhalb des Punkspektrums verschrieben hat. Von Hardcore bis Fun-Punk wummerten die drei in das Publikum, ohne daß allerdings der berühmte Fuchs abging. Daran änderte auch der Drummer nichts, der sich forsch an seinem Instrument bemühte und auch stimmlich zum Gelingen beitragen wollte. Aber auch ohne Hemd und mit offener Hose brachte er mit seinen Mitspielern nur zwei wirkliche Knüller zustande: Ein Zwei -Sekunden-Stück, das alle Elemente einer guten Punk -Komposition in sich vereinigte und die gelungene Cover -Version des ur
alten Hendrix-Titels Purple Haze. Diese allerdings so schnell, daß dem Sänger nicht einmal Zeit blieb, die beiden Worte des Titels taktangemessen herauszubrüllen. Doch das war's schon mit den berichtenswerten Aktionen, der Rest muß der Nachwelt nicht zugemutet werden.
Die zweite Band des Abends kam aus Österreich, hieß Stand To Fall, hatte fünf männliche, meist rastalockige Mitglieder und leierte langweiliges Liedgut unter die ZuhörerInnen. Mühe allein genügt eben nicht, auch nicht für Alpenpunx. Aber am Sonnabend kann an gleicher Stelle schon alles wieder besser werden. Dann steigt das Total Noise Festival. Gott sei Punk. Cool J.F
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