: 'Die Andere Zeitung‘ gibt auf
■ Das neue Medienprojekt scheitert am alten Denken / Leise Töne sind derzeit nicht gefragt Vertrieb von West-Zeitungen in der DDR außerhalb des Postmonopols nicht möglich
Berlin (taz) - Während an verschiedenen Stellen gestern West -Zeitungen zu horrenden Preisen verkauft wurden, hat der Informationsdienst der Regierung der DDR klargestellt, daß der Eigenvertrieb von Zeitungen gesetzlich nicht erlaubt ist. Die BRD-Verleger hatten dies für den kommenden Montag angekündigt (vgl. taz 1.3.). Der Informationsdienst der Regierung erklärte, daß der Großvertrieb von Zeitungen und Zeitschriften aus der BRD und Berlin (West) außerhalb des Postzeitungsvertriebes „gesetzlich noch nicht geregelt“ sei. Nach einem Beschluß der Volkskammer vom 5.2. ist der Eigenvertrieb durch die Herausgeber nur für DDR -Presseerzeugnisse zulässig.
Ein Produkt der neuen Zeitungszeit, 'Die Andere Zeitung‘, hat derweil gestern ihre letzte Nummer mit einem „Nachruf“ herausgebracht. Die Redaktion erklärt darin, daß das Projekt gescheitert sei. „Wir wollten eine andere Zeitung machen (...) eine unabhängige Zeitung. Kein Organ. Keine Partei. Es war nicht möglich.“
Herausgeber, Verlag und die Mehrheit des Beirates, in dem Vertreter verschiedener Gruppen wie Neues Forum, Vereinigte Linke oder Unabhängiger Frauenverband sitzen, hätten eine „kämpferische“ Zeitung haben wollen. „Was wir erlebt haben, war hineinreden, hineinredigieren, Intoleranz, Anmaßung und Bevormundung. Im alten Stil.“
Eine Redakteurin erklärte gegenüber der taz, der „leise Ton“ habe den politischen Gruppen nicht gefallen. Die 'daz' -Redaktion wollte aber eine Stimmungslage treffen, die „bestärkt und ermutigt durch gemeinsame Trauer“ ist. Auch daraus könnte ein Gefühl von Solidarität entstehen, kämpferische Töne seien nicht angemessen angesichts der Entwicklung seit dem November 1989: „Wir sind alle mit einem anderen Ziel aufgebrochen.“
K.W.
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