: Thomson-Elektronik will auf den DDR-Markt
■ Händler sollen gegen Provision Geräte verkaufen
Die Unterhaltungslektronik will die Wohn-und Kinderzimmer in der DDR „berieseln“. Die braune Branche, wie sie einst wegen der holzfarbenen Gehäuse ihrer Geräte getauft wurde, will mit HiFi-Geräten, Videorecordern und nicht zuletzt mit Farbfernsehgeräten in der DDR eine Konsumwelle anschieben. Ein kaum noch zu überbietender Verdrängungswettbewerb und ein äußerst hart geführter Preiskampf in der Bundesrepublik lassen Handel und Industrie offenbar hoffnungsfroh auf den DDR-Markt blicken. „Der Verbraucher in der DDR ist besonders heiß auf CD-Spieler und Videorecorder“, weiß Wilhelm Kahle, Sonderbeauftragter für das DDR-Geschäft bei Telefunken im französischen Thomson-Konzern, zu berichten.
Der Vorstand des Thomson-Konzerns, zu dem die Marken Telefunken, Nordmende und Saba gehören, hat mittlerweile die DDR für die eigenen Belange zum innerdeutschen Markt erklärt. Kahle muß für die Franzosen nun erkunden, wer als potentieller Händler vor allem für die Marke Telefunken in der DDR infrage kommt. Konsumgeschäfte und Handelsorganisations-Läden in
guter Lage sowie noch freie Händler und Produktionsgenossenschaften Handwerk sind nach Meinung von Kahle die interessantesten Ansprechpartner. Schwierig sei es allerdings, an die Adressen heranzukommen.
Musik in den DDR-Markt will Thomson durch das Partner -System von Telefunken bringen:Das Absatz-Risiko liegt bei Telefunken, die die Ware dem Händler ins Regal stellt, der eine Provision bei Verkauf erhält. Dieses Partnersystem, das Telefunken in der Bundesrepublik mit 6.000 Händlern praktiziert, sei insbesondere für künftige DDR-Läden interessant, bei denen der Inhaber kein Kapital für die Geräte investieren muß, meint Kahle. Die juristische Seite, wie das System in die DDR übertragen werden kann, müsse aber noch abgeklopft werden. Im Mai hofft Kahle Klarheit darüber zu haben. Erklärtes Ziel für Telefunken sind rund 1.000 Partner-Agenturen in der DDR.
Auch andere elektronik-Giganten sitzen bereits in den DDR -Startlöchern. Auf der Frühjahrsmesse in Leipzig werden erstmals Sony und Grundig ihre Stände aufbauen. Nikolaus Meß, dp
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen