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Besetzungsspektakel im Palast der Republik

„Der Palast ist kein Ballast, den man verkaufen kann“  ■  Aus Ost-Berlin Olaf Kampmann

Kurz vor zwölf Uhr herrschte im Haus am Marx-Engels-Platz bereits rege Betriebsamkeit. Auf der Fahrbahn vor dem Haupteingang stand in riesigen Lettern gemalt: „Jede Nutzung, Vergabe oder Veräußerung des Gebäudes zu kommerziellen oder repräsentativen Zwecken wird abgelehnt.“

Einen Aufruf der „Initiativgruppe 4.November“ folgend, besetzten gestern zahlreiche Kunst- und Kulturschaffende der DDR den Ostberliner Palast der Republik. Damit sollte ein Zeichen gesetzt und auf den befürchteten Ausverkauf von kulturellen Werten der DDR aufmerksam gemacht werden.

Gefordert wurde, aus dem Palast ein „Zentrum für experimentelle und autonome Kunstgruppen“ zu machen. Die Parolen: „Der Palast ist kein Ballast, den man verkaufen kann“ oder „Die Kunst von Bürgern für Bürger - im Haus für öffentliche Kunstproduktion!“

So fast alles, was in der DDR-Kunstszene Rang und Namen hat, war bei dem im ganzen Haus ablaufenden Programm vertreten: Liedermacher Reinhold Andert, Schauspieler Erwin Geschonneck, Jazz-Percussionist Herrmann Nehring... Auch freie Kunstunternehmen wie die Theatergruppe „Lumpensack“ machten bei dem Spektakel mit. Initiativgruppen - so die des autonomen Kinderzentrums Dunckerstraße - informierten über ihre Probleme mit der örtlichen Bürokratie. Eine Leierkastenfrau ließ auch Kinder an die Kurbel ran und das Büro „Demophon“ bot „Originaltonaufnahmen von Demonstrationen“ an. Um siebzehn Uhr fand eine Talk-Show statt, auf der am 18.März zur Wahl stehende Parteien zu einer künftigen Kulturpolitik Stellung nahmen. Der noch immer dem DDR-Ministerrat unterstehende Palast-Direktor Dr. Beetz zur taz: „Eigentlich habe ich ja heute dienstfrei. Daß ich trotzdem anwesend bin, soll zeigen, daß ich mich auch als Besetzer fühle. Auch ich bin das Volk!“

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