: Philosophische Stütze-betr.: "Nietsches Lachen über die Moderne", taz vom 28.2.90
betr.: „Nietzsches Lachen über die Moderne“, taz vom 28.2.90
Es wundert mich nicht, daß das elitäre Frankreich seine Freude an Nietzsche hat.
Seine Attacke gegen Sokrates spricht nicht für die Vernunft. Gegen Platon war er auch. Aber hier war er nicht konsequent mit sich, sonst hätte er nicht seinen Übermensch gepredigt. Denn dieser Übermensch existiert ja nur als Ideal -Figur, also ein Unmensch. Seine Philosophie ist die philosophische Ellbogengesellschaft. Der Beste soll herrschen (Band 75, 104, Kröner Verlag).
Aber es kommt noch besser: „Demgemäß müssen wir uns dazu verstehen, als grausam klingende Wahrheit hinzustellen, daß zum Wesen einer Kultur das Sklaventum gehöre: (...) (70, 212, Kröner Verlag).
Nietzsche sagt oft nur Halb-Wahrheiten. Er ist eine Sirene
-er schreibt phantastisch. Aber seine Individualität geht über Leichen.
Nietzsche als neuer Hoffnungsträger in der DDR, das läßt nichts Gutes ahnen. Die Marktwirtschaft in der DDR braucht also eine philosophische Stütze.
Marcel Strauch, München
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