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Für eine Politik der Subjekte

Auszug aus einer Stellungnahme von „linksunabhängigen“ Frauen / „Freiheit und Gerechtigkeit darf sich nicht ausschließen, Frauen können hier große Arbeit leisten“  ■ D O K U M E N T A T I O N

Die innerhalb des PCI eröffnete Debatte um eine Neugründung der Linken bezieht zahlreiche Frauen auch außerhalb der Partei ein. Das führt nicht nur zu einer neuen Sicht der Geschichte und der Krise der Linken: Es weckt auch das Bedürfnis, die Frage, was „Linke“ bedeutet und was „Politik“, auch zwischen den Frauen selbst zu klären.

Wir gehören zu diesen Frauen, haben unterschiedliche Beziehungen zur kommunistischen Tradition, sind jedoch einig darin, daß es auf eine radikale Erneuerung von Form und Inhalt der Politik der Linken insgesamt ankommt. Die Notwendigkeit, linke Politik vorbehaltlos mit neuem Inhalt zu füllen, gibt den Frauen die Chance, ihre traditionelle subalterne Rolle abzustreifen - wenn es ihnen gelingt, die derzeitige Krise zu nutzen und ihre Erfahrungen und Überlegungen aus den letzten Jahren auf das Gebiet der sogenannten „allgemeinen Politik“ zu übertragen. Die Debatte darüber, welche Partei man auf der Linken in dieser historischen Phase braucht, über den Weg zur Alternative und über den notwendigen Kontext in Regierung und Opposition: Diese Debatte wird für uns aber nur produktiv, wenn sie von der Frage nach den Subjekten ausgeht, die diese Transformation bereits in sich selbst praktiziert haben.

In der Tat hat die politische Praxis der Frauen und die Frauenbewegung stark dazu beigetragen, die Parteien als politische Form schlechthin in Frage zu stellen. Der Prozeß der Entideologierung des PCI - verstanden als Primat der Subjekte vor der Ideologie - hat gerade von den Frauen wichtige Impulse erhalten. Die Erfahrung mit der „Frauencharta“ (die ein großes Forum von Frauengruppen vor zwei Jahren verabschiedet hat) war vor allem deshalb so wertvoll, weil hier nicht einfach die kommunistische Ideologie durch eine feministische ersetzt, sondern schlichtweg eine Frage aufgeworfen wurde: Wie können Frauen, in einer Partei von Männern und Frauen, selbst Subjekt sein?

Nach Überzeugung eines Großteils der engagierten Frauen darf sich bei der Neugründung der Linken vor allem eines nicht wiederholen: daß die Prinzipien von Freiheit und Gerechtigkeit sich gegenseitig ausschließen; ein Zug, der die Geschichte der Linken so dramatisch bestimmt hat. Heute besteht die Gefahr, daß sich die Aufmerksamkeit ausschließlich der Freiheit zuwendet; zum Nachteil der Gerechtigkeit. Gerade auf diesem Feld können jedoch die Erfahrung und das Denken der Frauen große Arbeit leisten und dies gerade gegen die Tradition der Linken. Die Frauen erkennen in ihrem Leben, in der Sphäre der Sexualität und der Erfahrung der Mutterschaft ein besonderes Zusammenwirken von Freiheit und Verantwortlichkeit, wobei Selbstbestätigung und Beziehung zu anderen Menschen nicht mehr entgegengesetzte Begriffe sind, und daß gerade das, was den Frauen gemeinsam ist, die eigene Einzigartigkeit verstärkt wie auch umgekehrt. Und das ist etwas grundlegend Neues gegenüber der politischen Tradition der Männer.

Giuliana di Febo, Costanza Fanelli, Emma Fattorini, Paola Gaiotti, Mariella Gramaglia, Simonetta Piccone Stella, Anna Rossi Doria, M. Grazia Ruggerini, Bia Sarasini, Carole Tarantelli, Marina Tartara

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