: Wo sich das strenge Odeur des Westens konzentriert
■ Die „Galerie des Westens“ feiert ihren Fünften / Leben zwischen Mangel und Boom
Geschichte: ist nicht, sondern wird gemacht. Ersatzweise: geschrieben. Selbst Fünfjährige haben ein Fotoalbum und im verschnodderten Hemdsärmel eine Geschichte. Natürlich gilt dies auch für den nunmehr fünfjährigen Waller Kunst-und Kultur
platz GadeWe (Galerie des Westens) in der Reuterstraße, der am 8.März '85 erstmals die Pforten öffnete, damals noch in der Osterfeuerbergstraße.
Käse genug
Ein Geburtsort und ein Geburts
tag liegen vor, was ist mit dem Geburtszweck? „Walle war künstlerisch unterversorgt“, stellt (Mit)Macher Jürgen Hänel fest, nur eine Galerie westlich des Brill. Kunstraum wurde gewonnen, das Anwaltsbüro Maly in der Vegesacker Straße, das RENAIS
SANCE um die Ecke, seit letztem Jahr trifft sich Waller Kunstsinn in der Ex-Käserei in der Reuterstraße. Käse wurde hier genug gemacht.
Tropf des Staates
Geboren aus dem Mangel, steht die GadeWe heute chic auch ohne Staatsknete da („Wer am Tropf des Staates hängt, wird auch zum Tropf des Staates„; Ulrich Reineking-Drügemöller „Urdrü“).
Erfolgsrezept sind Selbstausbeutung und ein volles Programm. In allen Programmsparten boome es, sagt (Alt)Macher Tom Gefken: Ausstellungseröffnungen besuchen 50 -100 Menschen, Kleinkunst, Theater und Kabarett finden immer mehr Zulauf gerade auch aus dem Stadtteil, Bücher werden verlegt.
Neue Kleinkunstblüten
Zu einem richtigen Geburtstag gehört aber immer freudige Prognostik:
1) Schon Kindesbeinen soll die Schwellenangst ausgetrieben werden mit einer regen „kulturpädagogischen Offensive“: Klassen, Kindergartengruppen und Krabbelkinder locken Ateliergespräche und Künstlerdispute.
2) INTERMEZZO heißen kurze Austellungen zwischen den großen, die Aktuelles beleuchten und von Brennendem informieren können. VHS-Gruppen und freie Initiativen sind hier angesprochen. Sie sollen Kunstferne in die Galerie locken.
3) Animierte BesucherInnen dürfen Schubladentexte oder kleine Melodien oder Themen mitbringen und der Waller Sonntagsszene vorstellen: Ab sofort
jeden 1.Sonntag im Monat um 11 Uhr gibt es das Kultur -Cafe.
4)Jeden ersten Freitag im Monat um 20 Uhr blüht ab sofort im Walle und Bremen eine neue Blüte im Strauß der Kleinkunstblumen: Der regelmäßigste Tiefschlag seit Wolfgang Neuss, Ulrich Reineking-Drügemöller, Linolschnitt von J. Hänel
Meister Urdrü, präsentiert neben sich allmonatlich ein aktuelles, dadaistisches und gagarantiert-unfaires Kabarett. Wienerlieder incl. Am 6.April geht's los. Bu
Wer's noch immer nicht geblickt hat: Herzlichen Glückwunsch, GadeWe! Nie mögest Du deinen strengen Odeur verlieren!
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