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Anzeige: Wir werden nicht die Zeche zahlen - Kein Ausverkauf von Frauenrechten!

Wir werden nicht die Zeche zahlen

Kein Ausverkauf von Frauenrechten!

Die demokratische Revolution in der DDR hat eine starrsinnige Clique verknöcherter Männer beiseitegeräumt und mit ihnen ein verkrustetes System. Wie in der BRD, so hatten Frauen auch in diesem System wenig Chancen auf die Verwirklichung ihrer Träume. Der 'reale Sozialismus‘ hat ihre Gleichberechtigungsansprüche vor allem dort entdeckt, wo sie auch dem System dienen: in ihrer Rolle als Lohnarbeiterinnen und als Mütter.

Dennoch:

-Wenn auch das Recht auf Arbeit nicht als 'Emanzipation an sich‘ über- höht werden darf, so bietet es den Frauen doch ein gewisses Maß an ökonomischer Unabhängigkeit und Sicherheit.

-Kinderkrippen, -gärten und -horte in der DDR sind in ihrer Ausgestal tung oft sehr mangelhaft - aber sie sind da. Der Staat hatte aner kannt, daß Kindererziehung und -betreuung nicht nur 'Frauensache‘, sondern eine gesellschaftliche Aufgabe ist.

-Das Strafgesetzbuch in der DDR gestattet den Frauen wenigstens in der Frist von drei Monaten, autonom darüber zu entscheiden, ob sie eine Schwangerschaft austragen wollen oder nicht.

Die Öffnung der Mauer ist und bleibt eine Chance.

Auch für Frauen. Aber wir sehen mit Empörung, daß die westliche Männermacht ganz unverhohlen mit der harten DM in der Hand ihre Bedingungen setzt für Aufbauhilfen in der DDR. Die 'soziale‘ Marktwirtschaft ist zur Grundvoraussetzung allen Handelns gemacht worden - und das gibt uns Frauen zu denken. Der Taumel über die Öffnung der Mauer hat vergessen lassen, daß es auch in der BRD Armut gibt - und daß diese vor allem weiblich ist. Mehr als drei Millionen Menschen leben in der BRD von Sozialhilfe, sechs Millionen leben unterhalb der Armutsgrenze. Hinter dem unermeßlichen Reichtum der Gesellschaft in der BRD steht eine sehr ungleiche Verteilung. Wir fürchten, daß der westliche Konkursverwalter für die DDR jetzt Ähnliches bereithält. Wir fürchten zugleich, daß Frauenforderungen in der BRD und in der DDR auf lange Zeit mit dem Hinweis auf die Reparaturkosten für die DDR abgeschmettert werden. Dazu gehören vor allem:

-eine gerade für Frauen notwendige soziale Grundsicherung bei Erwerbslosigkeit und im Alter und eine rechtliche Sicherung auslän discher Frauen,

-die arbeits- und sozialrechtliche Absicherung aller Arbeitsverhält nisse von der ersten Stunde an,

-eine Quotierung aller Ausbildungs- und Arbeitsverhältnisse,

-ein flächendeckendes Kinderbetreuungsangbot,

-ein besseres Pflegemodell für Alte, Kranke und Behinderte als bisher,

-die Streichung des § 218 StGB in der BRD.

Wir werden uns dagegen wehren, daß die Restauration auf dem Rücken der Frauen ausgetragen wird. Mehr denn je heißt es jetzt wieder, die Stimme zu erheben - und zwar Frauen gemeinsam in Ost und West.

Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF), Landesorganisation Bremen * belladonna e.V. * Bremer Frauenausschuß e.V./Landesfrauenrat Bremen * Bremer Frauenrunde * Bremische Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau * De Colores Autonome Internationale Frauengruppe * Frauen gegen den § 218, Bremer Gruppe * Frauenausschuß des Dachverbandes der Ausländer -Kulturvereine in Bremen e.V. * Frauenberatungsladen * Frauengesundheitszentrum * Frauengruppe der GRÜNEN * Fraueniniative „Quirl“ e.V. * Frauenkulturhaus Bremen * Frauenstadthaus e.V. * Frauentherapiezentrum * GEW-Ausschuß für Frauenfragen * Jungsozialistinnen in der SPD * Kreisfrauenausschuß der ÖTV, Kreisverwaltung Bremen * Kreisfrauenausschuß des DGB, Kreis Bremen * Landesverband der Evangelischen Frauenhilfe e.V. * Lila Offensive, Frauengruppe im Unabhängigen Frauenbund Rostock *

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