Aufruhr gegen Rumänen

■ Ein Dorf in Österreich baut Barrikaden, weil es in einer Kaserne 800 Rumänen aufnehmen sollte / Regierung gab teilweise nach

Berlin (taz/afp) - Nachdem die osteuropäischen Staaten ihre Grenzbefestigungen abgerissen haben, richten nun ein paar Kilometer weiter westlich Österreicher neue Barrikaden gegen Osteuropäer auf: Weil in ihrem Dorf achthundert rumänische Asylbewerber untergebracht werden sollen, ist die Bevölkerung von Kaisersteinbruch im Burgenland in Aufruhr. Rund 600 Österreicher gingen am Dienstag mit Parolen wie „Wir suchen eine Ortschaft, wo wir in Ruhe leben können“ und Drohungen gegen den sozialdemokratischen Innenminister Franz Löschnak auf die Straße. Haßerfüllte Demonstranten blockierten die Zufahrtsstraßen zu ihrem Ort und drohten, die Nationalstraße zwischen Wien und Budapest zu besetzen, falls die „inhumane Entscheidung“ aufrechterhalten würde.

In einer Sondersitzung hat das Kabinett gestern entschieden, nur etwa hundertfünfzig bis zweihundert Flüchtlinge nach Kaisersteinbruch zu schicken. Außerdem sollen anstatt der ursprünglich vorgesehenen ausschließlich männlichen Flüchtlinge jetzt ganze Familien in die 200 -Seelen-Gemeinde bei Wien geschickt werden.

Am Montag hatten die Einwohner von Kaisersteinbruch die Kaserne gestürmt, in der die Rumänen untergebracht werden sollten. Unterstützt wurden sie von Bürgern aus den umliegenden Ortschaften. Der ebenfalls demonstrierende Gemeindebürgermeister Franz Schmitzhofer versicherte: „Wir sind gerne bereit, Flüchtlingsfamilien in einer der Bevölkerungszahl adäquaten Größenordnung aufzunehmen.“ 800 Asylbewerber seien jedoch „ein Wahnsinn“.

In Österreich leben zur Zeit 20.000 Asylbewerber, seit Jahresanfang haben 3.000 Rumänen Asylanträge gestellt. Löschnak deutete an, daß bereits diskutiert wird, die staatliche Unterstützung für Rumänen während des Asylverfahrens zu streichen.

Die Kaisersteinbrucher tricksen indessen weiter: Ihr Bürgermeister erklärte, die Baracken der Kaserne seien viel zu heruntergekommen, um Frauen und Kindern als Quartier dienen zu können.

dora