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Deutsche Bank sieht neues Bauspar-Terrain

■ Eigentumspolitik kann die Bürger zum Bleiben bewegen / Staat soll Wohnungen verkaufen / Bausparen soll gefördert werden

Frankfurt (dpa/vwd) - Die Deutsche Bank sieht in der DDR ein neues Terrain für ihr Bauspargeschäft. Vorstandsmitglied Eckart van Hooven äußerte am Montag abend die Erwartung, daß sein Haus „drüben sehr bald im Geschäft sein wird, vor allem im Bauspargeschäft“. Allerdings will die Deutsche Bank erst tätig werden, wenn die Währungsunion verwirklicht ist.

Auf der bevorstehenden Leipziger Messe soll für den Bauspargedanken erst einmal die Werbetrommel gerührt werden. Nach Ansicht van Hoovens, der Aufsichtsratschef der Deutsche Bank Bauspar AG ist, sollte das Bausparen in der DDR eine gewaltige Förderung erfahren, ähnlich wie in der Bundesrepublik nach dem Kriege. Der Staat sollte die in seinem Besitz befindlichen Wohnungen den Mietern zum Kauf anbieten. Diese Eigentumspolitik könne die DDR-Bürger zum Verbleiben in ihrer Heimat bewegen.

In der Bundesrepublik sieht der Bankier unter anderem wegen des ungebrochenen Zuzugs aus dem Osten und der zusätzlichen heimischen Nachfrage einen Bedarf von weit mehr als einer Million Wohnungen bis 1992.

Zur Förderung des Wohnungseigentums sollten steuerliche Abzugsmöglichkeiten für Schuldzinsen geschaffen werden. Dies sei auch „ein geeignetes Instrument für die Milderung der wohnungsbaupoltischen Probleme in der DDR“. Hinsichtlich der dramatisch gestiegenen Kosten für die eigenen vier Wände machte van Hooven den Häuslebauern keine Hoffnungen. „Auf längere Sicht scheint ein nachhaltiger Zinssenkungstrend am deutschen Kapitalmarkt ausgeschlossen“, sagte er angesichts effektiver Hypothekenzinsen von zehn Prozent im Zehnjahresbereich. Nur „etwas niedrigere Sätze“ hält van Hooven „nach Klärung des DDR-Nebels“ in den nächsten Wochen für wahrscheinlich.

Die Deutsche Bank Bauspar AG hat 1989 neue Verträge im Wert von 2,55 Milliarden DM (plus 2,4 Prozent) abgeschlossen. Der Bestand erreichte 234.000 Verträge im Wert von 5,8 Milliarden DM. Das Unternehmen beschäftigte 109 Mitarbeiter sowie 30 selbständige Finanzberater. Erstmals erwirtschaftete die dreijährige Tochter der Deutschen Bank schwarze Zahlen und weist einen Gewinn von 700.000 DM aus.

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