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Sexuelle Übergriffe an der FU

■ Ehemalige Mitarbeiterin des Instituts für Sonder- und Heilpädagogik vor Gericht / Sie soll einen Professor verleumdet haben, sie sexuell belästigt zu haben

Hat die 38jährige, ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts für Sonder- und Heilpädagogik an der FU, Petra K., eine sexuelle Schlammschlacht gegen ihren Professor entfacht, um damit eine Verlängerung ihres befristeten Arbeitsvertrages zu erreichen? Mit dieser Frage befaßt sich seit gestern das Moabiter Amtsgericht, vor dem sich die wissenschaftliche Mitarbeiterin wegen Verleudmung und versuchter Nötigung verantworten muß. Daß eine wissenschaftliche Mitarbeiterin vor dem Kadi steht, weil sie ihrem Vorgesetzten, Professor M., sexuelle Belästigungen nachgesagt haben soll, ließen sich gestern zahlreiche StudentInnen und MitarbeiterInnen des Instituts nicht entgehen: Auf den Zuschauerbänken und dem Fußboden drängten sich die Menschen, als Petra K. dem Gericht ihre Sicht der Dinge darlegte.

Die Angeklagte, die im Frühjahr 1987 eine befristete Anstellung am Institut für Sonderpädagogik angetreten hatte, berichtete, daß sie im selben Jahr ein Kind bekam und deshalb von Professor M. verbal „erniedrigt“ worden sei. So habe er sie einmal gefragt, ob sie mit ihm Schwimmen gehe. Nachdem sie mit Hinweis darauf, daß sie noch stille, abgelehnt habe, habe der der Professor gefragt, wie lange sie denn noch stillen wolle und dabei gesagt: „Du solltest wissen, daß nach mehr als drei Monaten die Brust hängen wird.“ „Das“, so Petra K., „habe ich als einen Eingriff in meine Privatsphäre begriffen.“ Der zweite Vorfall ereignete sich nach Angaben der Angeklagten, als sie mit dem Professor in dessen Wohnung einen „Satzergänzungstest“ für ein Seminar vorbereitet habe. Dabei habe er sie gefragt, ob sie mit ihm schlafen wolle. Sie habe sich dadurch „massiv sexuell belästigt“ gefühlt.

Die Angeklagte erklärte, daß sie den Vorfall bei einem Fachhochschulgremium intern zur Sprache gebracht habe. Sie habe dem Professor aber keineswegs - wie in der Anklageschrift behauptet -, damit gedroht, den Vorfall öffentlich zu machen, wenn er sich nicht für die Verlängerung ihrer Stelle einsetzte. Ebenso wenig habe sie in dem Institut Parolen mit der Aufschrift „Sexistenschwein raus“ und „Professor, wir kriegen dich“ und dazu eine Schere gesprüht.

Demgegenüber erklärte Professor M., daß ihm Petra K. „schöne Augen“ gemacht, „äußerst provozierende“ Miniröcke „kurz über die Scham“ getragen habe und ihm „Angebote“ gemacht habe, ihn zu besuchen. Er sei darauf aber nicht eingegangen. Die Behauptung von Petra K., daß noch andere Frauen des Fachbereichs von dem Professor sexuell belästigt worden sind, fand zumindest bei der gestrigen Zeugenvernehmungen keine Bestätigung. Der Prozeß wird am 20. März fortgesetzt.

plu

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