Haie und kleine Fische

Die Fernsehanstalten in den USA zahlen insgesamt 3,6 Milliarden Dollar für vier Jahre American Football  ■  PRESS-SCHLAG

Nicht nur im Kampf um die Fernsehrechte für die bisher im Globalvertrag zusammengefaßten Sportarten (siehe nebenstehenden Artikel) geht es hierzulande rund, auch im Fußball, wo der DFB seinen Vertrag längst im Kasten hat, gärt und brodelt es wieder. Die Bertelsmann-Tochter Ufa hatte 1988 bekanntlich einen Dreijahresvertrag für 135 Millionen Mark mit dem DFB geschlossen und den Löwenanteil der Rechte ihrem Anhängsel, dem Privatsender RTL-plus, zugeschustert. Dieser hat nun endgültig die Schnauze voll davon, daß nur läppische 1,5 Millionen Menschen um 19 Uhr seine Sendung Anpfiff sehen möchten, während neun Millionen traditionsgemäß bei der ARD-Sportschau um 18.15 Uhr vor der Glotze hängen.

Von der nächsten Saison an soll es nach dem Willen von RTL -Programmchef Thoma Schluß sein mit der althergebrachten Sportschau. Er will für 30 Millionen Mark das Erstverwertungsrecht, die ARD soll erst um 19 Uhr senden dürfen. Der Kampf ist voll entbrannt, denn die ARD ist nicht gewillt, klein beizugeben. „Für die zeitliche Exklusivität“, konterte Sportkoordinator Fritz Klein, „biete ich sofort 31 Millionen.“

Über solche Beträge können die Fernsehanstalten in den USA, wo der Sportfanatismus sämtliche finanziellen Ketten sprengt, nur wehmütig lächeln. Sie mußten jetzt für einen Vierjahresvertrag mit der National Football League (NFL) stolze 3,6 Milliarden Dollar hinblättern. Jeder einzelne Club im American Football kassiert pro Jahr doppelt so viel, wie die hiesigen Sender für die gesamten Erstverwertungsrechte eines Jahres bieten: 33 Millionen Dollar.

Spitzenreiter ist die CBS, die 1,06 Milliarden Dollar für die Sonntagnachmittagsspiele, die Play-Offs und die Super Bowl 1992, die in Minneapolis ausgetragen wird, in die Kassen der NFL fließen läßt. ABC bezahlt 925 Millionen für die nächste Super Bowl in Tampa/Florida und die Matches, die montags abends stattfinden, NBC darf für 752 Millionen die Super Bowl 1993 und die College-Spiele übertragen.

Mit von der gigantomanischen Partie sind auch in den USA neuerdings die Kabelsender. Turner und ESPN zahlen je 450 Millionen für die Spiele am Sonntagabend. Die heiß ersehnte Super Bowl mit ihren riesigen Werbeeinnahmen - 30 Sekunden kosteten in diesem Jahr, als die San Francisco 49ers die Denver Broncos deklassierten, 700.000 Dollar - blieb ihnen aber verwehrt. „Das Kabelfernsehen“, so Art Modell, Besitzer der Cleveland Browns und Vorsitzender des NFL -Fernsehkommitees, „wird in diesem Jahrhundert keine Super Bowl übertragen. Ich könnte auch sagen Jahrzehnt, aber Jahrhundert klingt länger.“

American Football macht indes nur einen Teil des Fernsehpakets der Sendeanstalten aus. So investiert die CBS beispielsweise ebenfalls 1,06 Milliarden Dollar für 4 Jahre Baseball-Liga und einen Milliarde für sieben Jahre College -Basketball. Kein Wunder, daß sich die US-Medienkonzerne bei solchen Ziffern gern auf dem europäischen Markt bedienen. Für die beiden nächsten Winterolympiaden in Albertville und Lillehammer muß die CBS nur läppische 543 Millionen Dollar springen lassen.

Matti