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Wahl-Hausse?

 ■ McCASH FLOWS ORAKEL

Vor den DDR-Wahlen am 18. März zeigt die deutsche Börse eine Seitwärtsbewegung: Geringe Umsätze und allgemeine Kaufunlust wurde registriert, die auf der Leipziger Messe geschlossenen Kooperationsverträge waren erwartet und konnten niemanden aus der Abwartehaltung locken. Auch die internationale Tendenz regte den Aktienmarkt nicht an: Der Nikkei-Index in Tokio mußte zum Wochenbeginn wieder Federn lassen und rutschte um zwei Prozent nach unten, Wall Street richtet sich auf einen knappen Dollar, d.h. eher auf steigende Zinsen ein und gab damit ebenfalls kein Signal, in Aktien einzusteigen. Dennoch könnte es zum Wochenende in Frankfurt eine kleine Wahl-Hausse geben. Zwar ist das Ergebnis bei angeblich 50 Prozent unentschlossenen DDR-WählerInnen schwer kalkulierbar, aber gerade dies könnte einige AnlegerInnen verlocken, sich vor der Wahl noch mit ein paar Blue-Chips einzudecken, mit dem Hintergedanken, daß es schlechter als bisher kaum werden kann und ein per Wahl festgeklopftes Bekenntnis zur Marktwirtschaft die derzeitige Ostphantasie eben doch noch ein bißchen anheizt. Weil die Börse auf die Erwartung und nicht auf das Eintreten eines Ereignisses reagiert, werden die Käufe, wenn überhaupt, nicht erst am nächsten Montag, sondern schon in dieser Woche stattfinden. Ob daraus mehr als ein Strohfeuer wird, hängt nicht von den deutschen Anlegern ab: die Aufwärtsbewegungen in diesem Jahr waren nicht hausgemacht, sondern gingen auf die Rechnung ausländischer, vor allem japanischer Investoren. Wenn „Nomura“ oder ein anderes großes Broker-Haus mal kurz in die Portokasse greift und für zwei bis drei Milliarden Mark BASF, Thyssen oder Daimler ordert, gerät das Frankfurter Parkett ob der stramm steigenden Kurse gleich in Champagnerlaune. Wenn dann die Anschlußaufträge fehlen, weil die Deutschen ihr Erspartes derzeit lieber mit neun Prozent Festzins bedienen als mit eher mageren Aktiendividenden, ist meistens schnell Katerstimmung angesagt. Daß die Chancen für deutsche Aktien mittelfristig allgemein sehr gut eingeschätzt werden - also neben der Dividende auch noch (steuerfreie) Kursgewinne ins Haus stehen -, ändert an der Aktienabstinenz deutscher AnlegerInnen wenig. Wenn also eintritt, was Großbanken und Investmenthäuser prognostizieren - daß 1991 eine Rezessionsphase einsetzen wird und die einzige positive Phantasie in den sich öffnenden Märkten Osteuropas liegt, was für bundesdeutsche Unternehmen eine Sondersituation bedeutet -, werden Kursgewinne an der Aktienbörse wie eh in japanischen Säckeln landen.

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