Steintor: Für Kinder geschlossen

■ Schulen, Kitas und Horte platzen aus allen Nähten / Versprochene Anbauten nicht in Sicht

Kein Platz für Kinder im Steintor-Viertel. Die Grundschulen in Lessingstraße und Schmidtstraße platzen aus allen Nähten, die Chancen für einen Platz im Kinderhort sind ungefähr so groß wie die für einen Haupttreffer bei der Tombola, und in den Kitas werden schon Garagen zu Spielräumen ausgebaut. 322 Eltern, die ihre Sprößlinge für einen Hort- oder Kita-Platz in der östlichen Vorstadt angemeldet haben, werden Anfang Mai die Absagen bekommen. 14 Tage früher werden die Zusagen verschickt: Wer einen Platz ergattert hat, erfährt am 24. April von seinem Glück.

Beispiel 1: Kindertagesstätte Gleimstraße. Alle drei Hortgruppen sind mit je 18 Kindern voll ausgelastet. Die 68 Neuanmeldungen, die Leiterin Angelika Koppelmeyer zur Zeit auf dem Schreibtisch hat, bedeuten: Es müssen 68 Absagen geschrieben werden. Mindestens. Denn: Räume für neue Gruppen gibt es

nicht, und die Gruppen sollen im neuen Kita-Jahr kleiner statt größer werden. Grund: Erstmals sollen auch behinderte Kinder aufgenommen werden.

„Ich weiß überhaupt noch nicht, wo ich die Schmerzgrenze ziehen soll, ob ich unsere Drittklässler rausschmeißen muß oder auch Zweitklässlern sagen muß 'Du kannst nicht wiederkommen'“, beschreibt Kita-Leiterin Koppelmeyer ihr Dilemma: Jedes Jahr konkurrieren die Kinder „drinnen“ mit den neuangemeldeten „draußen“ um die begehrten Plätze. Konsequenz für die Eltern: Jeder muß kurzfristig mit dem „Rausschmiß“ seines Sprößlings aus dem Hort rechnen und entweder eine andere Betreuungsmöglichkeit finden oder den eigenen Job kündigen.

Beispiel 2: Kita „Bei den drei Pfählen“. 15 Absagen wird auch hier Leiterin Anna-Maria Schaffrath verschicken müssen. Mindestens. 20 weitere könnten

schnell dazu kommen, wenn ein seit langem angekündigter Anbau für einen weiteren Gruppenraum nicht rechtzeitig fertig ist, der eigentlich schon vor 10 Wochen bezugsfertig sein sollte. So hatte es die Behörde Eltern und Erzieherinnen vor einem Jahr fest versprochen. Bis heute ist nicht mal der erste Spatenstich getan. Kita-Leiterin Schaffrath: „Wenn im April nicht allerspätestens Baubeginn ist, kann ich den Raum für das nächste Kita-Jahr auch nicht einplanen und müßte 20 weitere Absagen verschicken.“

Schon jetzt werden die Gruppenräume zum Teil doppelt belegt. Auch ihren Aufenthaltsraum haben die Erzieherinnen als zusätzlichen Gruppenraum zur Verfügung gestellt. Leiterin Schaffrath: „Die Geduld der Eltern mit den Provisorien ist zu Ende.“

Für Ortsamtsleiter Hucky Heck und die Stadtteil-Beiräte aller Fraktionen ist klar, wer verantwortlich ist für die ständigen

Engpässen bei der Betreuung der kleinsten BremerInnen: Der Senat und die ständige Verschleppungstaktiken der Behörden. Die grüne Beirätin Ute Treptow bei einer öffentlichen Sitzung am Montag abend: „Der Senat leistet sich, ohne mit der Wimper zu zucken, 100 Millionen für ein Kongreßcentrum und hat für ein Kita-Notprogramm lächerliche vier Millionen übrig.“ SPD-Beirat Weisenbach: „Als Sozialdemokrat verstehe ich die Bremer Sozialpolitik überhaupt nicht mehr.“

Allerdings: Zur Lösung des Problems fiel den Beiräten auch nur wenig ein. Ihre Forderung - neben der zügigen Umsetzung aller bereits geplanten Kita-An-, Um-und Neubauten: Umwidmung der bisherigen Polizeiwache an der Hemelinger Straße zur Kindertagesstätte. Haken: Zur Zeit tut dort noch die Gewerbepolizei ihren Dienst und braucht alle Räume.

K.S.