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Das Märchen vom Zauberer

Auf dem Dach seines astrologischen Turms beobachtete der Zauberer durch ein Teleskop einen diamantenen Vogel, der in einem immer gleichen Abstand den Turm bei Tag und Nacht zu umkreisen pflegte. Dieser Turm nun hatte die Eigenheit, sich, ohne den Willen des Zauberers und unvermittelt, an einen Ort zu versetzen, wohin ihm der Vogel jedesmal folgte.

Des Beobachtens müde, stieg der Zauberer eine Wendeltreppe in das Innere des Turms hinab und gelangte nach etlichen Windungen durch eine schwere Eichentür in die Bibliothek. Als er, gedankenversunken, seinen Blick aus dem Fenster über die vor diesem liegende Umgebung hin warf, bemerkte er, daß er sich nicht länger in der Wüste befand, sondern über die Wipfel eines weitläufigen Walds hinwegsah. Angesichts dieses Anblicks entschloß sich der Zauberer zu einer Tat, die er sich, der möglichen Konsequenzen wegen, gewöhnlich nicht erlaubte. Er trat mit dem Vorsatz, nur wenige Minuten außerhalb des Turms zu verbringen, gegenüber dem Fuß der Wendeltreppe über die Schwelle der Tür in den Wald hinaus.

Der Wind blies in den herbstlichen Blättern, Sonnenbahnen fielen durch das rote und gelbe Laub auf den Boden, und zwischen den Stämmen blinkte und funkelte ein See, den der Zauberer aus der Nähe zu sehen große Lust bekam. Er stand und betrachtete seine Fläche, die im Herbstsonnenlicht die Bäume an den Ufern und den weiten, wolkenlosen Himmel spiegelte.

Als er eilig von dem See zurückkehrte, war was die Leserin und ich selbst vom Fortgang der Erzählung erwarteten geschehen. Der Turm war fort. In dem Zeitraum eines Augenblicks erfaßte der Zauberer die Lage, in welcher er sich befand, und nahm aus einer Tasche seines mond- und sternornamentierten Mantels eine Tür. Diese stellte er vor sich auf den Weg hin, öffnete sie und trat hindurch. Zu seiner Verwunderung jedoch fand er sich, nach dem Vollzug dieser Handlung, lediglich auf der anderen Seite der Tür und nach wir vor an demselben Ort. Auch das Hindurchtreten in der umgekehrten Richtung hatte nichts als eben jenen Sachverhalt zur Folge.

Während er ratlos vor der Tür stand, kam hinter ihm ein Ritter den Weg herauf und hatte in seiner Begleitung den Tod und den Teufel. Weil die Dämmerung sich über den Wald zu legen anfing, lud er den Zauberer ein, an dieser Stele mit ihnen die Nacht zu verbringen und erzählte, als sie um ein Feuer saßen, daß er nach der Befreiung einer von einem Drachen belagerten Stadt nun unterwegs zu einem gläsernen Berg sei, auf dessen Spitze eine wunderschöne Prinzessin ein verwunschenes Schloß bewohne, die er zu erlösen vorhabe. Bevor sie einschliefen, führte der Zauberer mit dem Tod und dem Teufel ein sehr interessantes Gespräch über die Zubereitung von Spiegeleiern, und verabschiedete am nächsten Morgen seine zeitweiligen Gefährten.

Unschlüssig schob er daraufhin seine Brille auf seiner Nase herum und, da die Kristallkugel, die ihm den Aufenthaltsort des Turms hätte enthüllen können, in demselben auf dem Tisch des Laboratoriums lag, machte er sich aufs Geratewohl oder ins Blaue hinein die Straße entlang auf den Weg. Diese führte bald aus dem Wald heraus und über ein Feld, wo ihm ein Puppenspieler begegnete, eine finstere, schwarz gekleidete Gestalt, der ihn auf seinem Weg in die nächstgelegene Stadt, in der er am Abend vor dem König und der Königin ein Gastspiel zu geben sich verpflichtet hatte, überredete, ein Mitglied seiner Gesellschaft zu werden. Die Handlung des Stücks sei die folgende. Der Räuber stiehlt die erst kurz zuvor gemachte Apfeltorte der Großmutter, wird bei dieser Tat von dem Helden des Stücks, dem Kasper, ertappt und ohnmächtig geschlagen und von dem Polizisten verhaftet. An dieser Stelle hat, für den Zuschauer aus allerdings undurchsichtigen Gründen, das Krokodil den Kasper zu fressen die Absicht erkennen lassen, welches aber von dem Zauberer in eine Prinzessin verwandelt wird und den Helden heiratet. Der Zauberer besteigt eine bereitstehende Badewanne und erhebt sich in den Himmel.

Während der Aufführung kratzte sich das Publikum am Kopf und knisterte mit den Popcorntüten, an deren Ende aber flog der Zauberer in der propellergetriebenen Badewanne durch ein offenstehendes Fenster davon und kehrte nicht wieder.

Die Badewanne trug ihn aus der Residenz heraus und über viele Länder, über hohe Berge und über Meere und kam schließlich auf einer Wiese neben einem Bach zum Stehen. Bevor sie ihn verließ, gab sie ihm, jedoch ohne eine Erklärung, eine Tuba. Der Zauberer zweifelte nicht an der Fähigkeit des Instruments, irgend jemand oder irgend etwas herbeizurufen, und blies hinein. Es erschien eine grinsende Katze, die ihm weitschweifig auseinanderzusetzen begann, daß sie zu ihrem Bedauern über keine weiteren Eigenschaften, außer der, beim Ton der Tuba zu erscheinen beziehungsweise zu verschwinden, verfüge. Sie kamen überein, die Wanderung des Zauberers gemeinschaftlich fortzusetzen, und gingen über die Wiese davon.

Andrew Musgrave

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