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Contras sickern weiter in Nicaragua ein

Die heftigen Kämpfe zwischen Armee und Contra-Verbänden im nicaraguanischen Bergland halten an / Entgegen der Forderung Violeta Chamorros sind die Konterrevolutionäre nicht bereit, bedingungslos aufzugeben / Eine politische Lösung des Konflikts ist nicht in Sicht  ■  Aus Managua Ralf Leonhard

Während sich Daniel Ortega und Violeta Chamorro darin einig sind, daß die Auflösung der nicaraguanischen Contra-Verbände noch vor der Amtseinführung der neuen Präsidentin am 25. April in Angriff genommen wird, wird in Nicaraguas nördlichem Bergland heftig gekämpft. Seit dem 11. März versucht die Sandinistische Armee, mehrere tausend Konterrevolutionäre zurückzudrängen.

Daniel Ortega hatte zwar unmittelbar nach seiner Wahlschlappe eine einseitige Waffenruhe verordnet, um die Demobilisierung der Contra-Einheiten zu erleichtern. Die Contras haben jedoch die Waffenruhe dazu benutzt, aus den Bergen beiderseits der honduranischen Grenze in die Dörfer herunterzukommen und dort, wo sie auf eine solide soziale Basis zählen können, Positionen zu beziehen. In einigen Dörfern nordwestlich der Provinzhauptstadt Jinotega, rund 180 Kilometer nördlich von Managua, feierten die Rechtsrebellen ausgelassen mit den lokalen Vertretern der siegreichen Wahlallianz Uno. In Armeekreisen wird jetzt die Zahl der in Nicaragua aktiven Konterrevolutionäre auf 4.000 geschätzt.

Seit Anfang März meldete die Sandinistische Armee täglich Angriffe in der Nordregion. Letzte Woche wurde es den Militärs der Zone zu bunt. Sie nahmen einen Hinterhalt der Contra auf einen Armeetransport bei La Concordia am 11.März zum Anlaß für eine Gegenoffensive. Mehrere Bataillone rückten aus, und Kriegsgerät, das monatelang eingemottet gewesen war, wurde in Stellung gebracht, allen voran die 150 -Millimeter-Kanonen mit einer Reichweite von 30 Kilometern, die nicht nur den Contra-Truppen zusetzten, sondern auch die Dorfbewohner in den benachbarten Gemeinden in Angst und Schrecken versetzten. In San Marcos, einem Marktflecken, wo fast alle hinter der Contra stehen, suchten die Einwohner einen ganzen Tag lang in der Kirche Zuflucht, während acht Stunden lang die Artilleriegeschosse wenige Kilometer entfernt einschlugen. Laut einem Kommunique des Contra -Generalstabs in Honduras sollen allein am vergangenen Donnerstag 16 Kämpfer in Nicaragua gefallen sein.

Nachdem nun sogar die honduranische Regierung und Armee angedroht hatten, sie würden mit der Auflösung der Lager auf ihrem Territorium ernst machen, versuchen die Contra-Chefs, noch so viele Leute wie möglich über die Grenze zu schicken.

Denn in Nicaragua, wo die Konterrevolutionäre in Gruppen von 15 bis 40 Mann operieren, wird eine systematische Entwaffnung unmöglich sein. Die Contra-Rebellen tun sich offenbar schwer damit, daß ihnen der Wahlsieg der Uno, mit dem auch sie nicht gerechnet haben, jede vermeintliche Existenzberechtigung entzieht. Bei einem Besuch in Washington machten die Contra-Führer die Entmobilisierung von der gleichzeitigen Entwaffnung der Sandinistischen Armee abhängig. Diese Forderung findet jedoch lediglich bei Extremisten im Uno-Bündnis und den rechten Falken in Washington Unterstützung, die alte und die neue Regierung in Managua sind dagegen nicht bereit, darauf einzugehen. „Die Contras wollten eine militärische Lösung und waren auf politische Verhandlungen nicht vorbereitet“, meint ein Beobachter der Gespräche in Washington. „Die politische Lösung ist aber viel problematischer.“

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